Sprockhövel. Anwohner der Schevener Straße in Sprockhövel mussten die Häuser verlassen, weil eine Baufirma eine Gasleitung zerstört hatte. Der Frust ist groß.
Dienstag vergangener Woche rückte ein Großaufgebot der Feuerwehr raus zur Schevener Straße in Sprockhövel. Gasalarm – Mitarbeiter einer Baufirma hatten eine Versorgungsleitung beschädigt und große Mengen Gas trat aus. Die freiwillige Feuerwehr war mit mehreren Löschzügen vor Ort, mehrere Häuser mussten evakuiert werden. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden. Zurück blieben die Anwohner, die nach diesem Erlebnis massive Kritik üben und Konsequenzen fordern.
Die Baurarbeiter konnten kein Deutsch
Olaf Sauerwein wohnt in Sichtweite der Baustelle, um die es am Dienstag vor einer Woche eine Menge Wirbel gegeben hat. Der Sprockhöveler hat durch seinen Beruf gute Kenntnisse rund um alles, was mit Baustellen zu tun hat. Und er hat eine Vermutung: „Für jede Baustelle gibt es Pläne, die Auskunft geben über die Leitungen, die unterirdisch verlaufen und auf die man bei Erdarbeiten zu achten hat. Das scheint mit in diesem Fall völlig schiefgelaufen zu sein“, sagt er. Sollten diese Pläne vorgelegen haben, so mutmaßt Olaf Sauerwein, dass die ausführenden Mitarbeiter sie nicht lesen konnten. Eines steht für ihn fest: „Von den hier eingesetzten Kräften der Baufirma war nicht einer dabei, der deutsch sprechen konnte, das haben wir erfahren müssen.“ Also habe auch keine Kommunikation zwischen Firma und Anwohner stattfinden können, keine Warnung. „Und das stimmt mich sehr bedenklich.“
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Sauerwein hat auch grundsätzliche Kritik an der Praxis, so viele unterschiedliche Versorgungsleitungen (etwa Strom, Wasser, Glasfaser, Gas) auf zu engem Raum zu verlegen, da seien Zwischenfälle quasi programmiert. Andere Anwohner drücken ihre Kritik deutlich drastischer aus: „Eine Vollkatastrophe“ sei das, war er am vergangenen Dienstag vor seiner Haustür erlebt habe: „Abgesehen davon, dass man sich mit den Kollegen da überhaupt wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht verständigen kann, sehe ich ja die Ergebnisse nach Leitungsverlegungen auch bei anderen Gelegenheiten“, schimpft Peter Fichtel. Bei der Schließung von Versorgungsschächten würde die Straßendecke nur mangelhaft wieder hergestellt. Pflastersteine krum und schief verlegt, vorhandene Asphaltdecken erheblich beschädigt. „Ales irgendwie ruckzuck und ohne Vorsatz, ein qualitativ gutes Werk zu hinterlassen“, sagt Fichtel.
Fichtels Lebensgegährtin Walburga Schenk ergänzt, Straßenbau sei nach ihrer Beobachtung in Sprockhövel ein Stiefkind. „Wenn ich die Fahrzeuge der Stadt hier durchfahren sehe, wo die städtischen Mitarbeiter mal hier, mal da eine Handvoll heißen Asphalt in die Löcher auf den Straßen werfen sehe, weiß ich doch Bescheid.“ Flickwerk nennt sie das. Eine andere Nachbarin kündigt an, nach den Erfahrungen des Gasalarms am Dienstag gegen die Firma zu klagen. Auch Petra Vockert hat den Unfall mit der Gasleitung zum Anlass genommen, einmal nachzudenken. „Jeder von uns kennt die Nachrichten, wenn es irgendwo zu einer Gasexplosion gekommen ist“, sagt sie. Immer seien die Folgen verheerend, die Häauser zerstört, die Menschen tot oder schwer verletzt. „Hier muss mal jemand etwas für unsere Sicherheit tun“, fordert sie.
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Die SPD Sprockhövel hat das Thema nach der „Beinahe-Katastrophe“ aufgegriffen. „Die Sicherheit der Sprockhövelerinnen und Sprockhöveler hat für uns oberste Priorität“, sagt die Vorsitzende Marion Prinz. Wie kann eine gefahrlose Umsetzung sichergestellt werden?, fragen die Sozialdemokraten. Sie fordern: Ohne eine Klärung der Vorkommnisse müssen die Arbeiten gestoppt werden, dann die weiteren Bauarbeiten überwacht werden. Die SPD hat beantragt, den Gasunfall im Ausschuss für öffentliche Sicherheit auf die Tagesordnung zu setzen (Donnerstag, 29. Februar, 17.30 Uhr, Sitzungssaal im Rathaus, Rathausplatz 4).