Sprockhövel. Unser Dorf soll schöner werden, sagen einiger Herzkamper in Sprockhövel. Ihnen passt es nicht, dass die Firma Wicke eine neue Logistikhalle baut.
Sprockhövels großes Industrieunternehmen Wicke hat seinen Sitz in Herzkamp. Aber ausgerechnet dort leben einige aktive Bürgerinnen und Bürger, die immer wieder für den Erhalt der dörflichen Struktur des Ortsteils kämpfen. Wenn nun Wicke Pläne für eine Erweiterung vorstellt, ruft das die Dorfschützer auf den Plan. Beim neuen Logistikzentrum möchten sie einige Wörtchen mitreden.
Unsichtbar von der Straße aus
Es wird eine Lagerhalle sein, die auf dem Firmengelände an der Elberfelder Straße aufgebaut wird, unsichtbar von der Straße aus, denn das Gebäudeensemble liegt am Hang und zieht sich bis tief in eine Senke zwischen Elberfelder Straße und Ochsenkamp. Diese baulichen Veränderungen sind Teil der aktuellen Expansion bei Wicke – mit mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber vor Ort.
Wicke will Herzkamper Standort stärken
„Wir haben mit die höchsten Energiekosten in Deutschland, wir haben einen Fachkräftemangel. Was unsere Wettbewerbsfähigkeit ausmacht, ist die Qualität unserer Produkte“, skizziert Stefan Schlösser, Mitglied der Geschäftsführung. Man kämpfe darum, das Unternehmen am Traditionsstandort Herzkamp zukunftsfähig zu machen. Dazu gehöre auch das Logistikzentrum. „Wir haben derzeit in Hilden bei einer Spedition eine Lagerfläche angemietet. Ein Lager hier ist betriebswirtschaftlich sinnvoll, weil es Mietkosten spart und die Fahrerei ein Ende hat“, sagt Schlösser.
Anwohner kritisieren Ausmaße des Projekts
„Wir sind nicht gegen die Erweiterung der Firma Wicke“, beteuert Sabine Becker vom Bürgerverein. Es seien die Ausmaße mit einer Höhe von 26 Metern und einer Grundfläche von 50 mal 70 Metern, die Teile der Bürgerschaft alarmieren, formulieren auch Gerd Gröschl, Carsten Heidenthal und Cordula Langendijk. Lichtverschmutzung, Erhitzung der Umgebung durch den Betrieb des Lagers, eine Zunahme des Schwerlastverkehrs und ein absinkender Grundwasserspiegel aufgrund des komplexen Brandschutzkonzeptes mit Sprinkleranlage – die Sorgen der Anwohner sind komplex.
Angst vor Explosionsgefahr
„Was ist mit den hochexplosiven Materialien, der Brand- und Explosionsgefahr, wie kann ein Ausschuss eine Anfrage für dieses Bauvorhaben positiv beurteilen?“, fragt sich zudem Architektin Ulrike Langedijk, die in Tübingen lebt. Ihr Elternhaus liegt nahe der geplanten neuen Halle. Das geplante Logistikzentrum ist für die Dörfler ein Ärgernis an sich, aber eben auch, dass es keine Infoveranstaltung oder eine Bürgerbeteiligung an dem geplanten Projekt gegeben habe, so die Kritik.
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Erste Infos bereits vor zehn Jahren
Der Geschäftsführer reagiert verwundert: „Wir haben bereits vor zehn Jahren eine entsprechende Info-Veranstaltung hier in unseren Räumen abgehalten. Wir haben ein 3-D-Modell des geplanten Bauvorhabens gezeigt. Ich bin einfach traurig über Vorwürfe, die gar nicht der Wahrheit entsprechen.“
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Wicke: Klimaschutz im Blick
Gerüchte über hochexplosives Lagermaterial weist Schlösser von sich: Deutschland habe die schärfsten Sicherheitsstandards der Welt; bei der Produktion von Rädern und Rollen werde kein explosives Material verarbeitet, so Stefan Schlösser. Die Dächer des geplanten Neubaus würden begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen versehen, ebenso das Dach der Verwaltung. Die Parkplatzbeleuchtung am Sportplatz sei mit Sensoren ausgerüstet, die die Lichtintensität reduzieren. Wasserreservoires für den Betrieb der Sprinkleranlage seien angelegt und es sei gar nicht zulässig, das Grundwasser anzuzapfen, widerspricht Schlösser.
Besser in die Höhe als in die Breite bauen
Hinsichtlich der Dimensionen des neuen Gebäudes und des vermuteten zunehmenden Lkw-Verkehrs sagt er: „Die Fahrten zu unserem Außenlager entfallen, mittelfristig wird es sogar weniger Lastwagenverkehr geben als bisher, und grundsätzlich ist es für einen sparsamen Verbrauch von Flächen besser, in die Höhe zu bauen als in die Breite.“ Das maßstabgetreue 3-D-Modell zeige, dass der Neubau, der am tiefsten Punkt der Talmulde errichtet werden soll, von der Straße kaum wahrnehmbar sei. Außerdem müsse jeder Bauherr, der Baugrund beanspruche, die doppelte Fläche an anderer Stelle aufforsten.
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