. Firma in Herzkamp begann als Ein-Mann-Betrieb in Barmen. Heute beschäftigt der Weltmarktführer für Rollen und Räder fast 900 Menschen in Deutschland, China und Tschechien.

Die Familiengeschichte der Firma Wicke liest sich wie ein Märchen. Von einem Einmann-Betrieb im Jahr 1866 in Wuppertal-Barmen zu einem Weltunternehmen im Jahr 2018 mit Sitz in Sprockhövel. Seniorchef und Patron Klaus Schlösser brachte die Firma in den vergangenen Jahrzehnten mit Klugheit, Weitsicht und einer gelebten, sozialen Philosophie richtig ins Rollen: Mit Rollen und Rädern, einem Nischenprodukt, ist Wicke zu einem von vier Weltmarktführern gereift.

Längst leitet Juniorchef Stephan Schlösser die Geschicke mit. Nicht immer sind die Meinungen des 72-Jährigen, der seit 48 Jahren das Unternehmen zu größtem Erfolg führte und des 39-jährigen deckungsgleich. „Dann wird so lange diskutiert, bis wir eine gute Lösung gefunden haben“, sagt der Sohn.

Knapp 900 Mitarbeiter hat das Unternehmen weltweit, 350 im Stammwerk Sprockhövel, 400 im Wicke-Werk in China, das der Senior vor 25 Jahren aufgebaut hat und 100 in Tschechien. „Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein“, sagt Klaus Schlösser. Aber, es scheint noch viel mehr Qualitäten zu erfordern, um sicher durch Kriege und Krisen zu kommen. „Von den 350 Mitarbeitern hier kenn’ ich 80 Prozent mit Namen“, sagt Klaus Schlösser. „Unsere Beschäftigten sind doch unser Kapital.“ Bei allen Möglichkeiten, das Internet und moderne Technik einzusetzen, ist beiden Chefs eins wichtig: Der persönliche Kontakt. Klaus Schlösser kennt die Welt, ist unglaublich viel gereist. Ein Anruf in China oder Tschechien und er hat das Gesicht seines Telefon-Gegenübers vor Augen. „Man muss sich kennen und Vertrauen haben, das bleibt wichtig.“

Was die beiden Chefs sorgt, ist der fehlende qualifizierte Nachwuchs, obwohl Wicke selbst immer 15 bis 17 junge Leute ausbildet, Jugendlichen Perspektiven eröffnet und beim neu gegründeten Netzwerk „Schule und Unternehmen“ in Sprockhövel einer der Hauptinitiatoren war. Der Demografiewandel macht sich bemerkbar. Doch Wicke agiert so ganz anders als viele Firmen in Deutschland, die ältere Mitarbeiter auf die Straße schicken. „Wir versuchen, unsere Leute zu halten, auch über den 65. Geburtstag hinaus. Das ist uns gerade bei einem wichtigen Mitarbeiter wieder gelungen. Der bleibt auf jeden Fall ein Jahr länger und vielleicht noch mehr“, so der 72-Jährige. „Wo ist das Problem, wenn jemand fit ist und arbeiten möchte?“

Noch ein anderes Problem beschäftigt die Chefs. „Das Geschäft boomt und wir müssen expandieren, damit wir weiter erfolgreich sind. Hier am Ort scheint es nicht möglich zu sein. Wenn das nicht gelingt, werden wir uns zumindest mit einem Teil der Firma von Sprockhövel verabschieden müssen“, bedauert Klaus Schlösser.

Kleine Rollen für Einkaufswagen, große Räder für die Staplerindustrie, für Hersteller von Straßenbaumaschinen und für fahrbare Gerüste produziert Wicke. „Auch am chinesischen Standort sind die Mitarbeiter stolz, für Wicke zu arbeiten“, freut sich der Seniorchef, der ganz gelassen damit umgeht, dass seine Patente „abgekupfert“ werden. „Das können Sie gar nicht verhindern. Unsere Rollen und Räder sehen wir auch unter anderem Namen, wenn wir auf Messen sind.“ Das schreckt den Senior aber nicht. „Wir leben von unserer Effizienz und Kreativität.“