Sprockhövel. Viele Sprockhöveler Unternehmen produzieren in China oder haben Kunden dort. Sie alle leiden unter den Auswirkungen des Coronavirus.

Auch in der heimischen Wirtschaft werden Einbußen durch die Ausbreitung des Coronavirus befürchtet. Viele Firmen in Sprockhövel unterhalten entweder Produktionen in China oder zumindest Kundenkontakte dorthin, die seit einigen Wochen gestört oder sogar völlig außer Kraft gesetzt sind.

Wicke-Werk in China zeitweise geschlossen

Für die Situation aller am China-Geschäft beteiligten Firmen in Sprockhövel gilt, was der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayer, am Mittwoch gegenüber der Deutschen Welle geäußert hat: „Die Unternehmen lernen jetzt, wie zerbrechlich das globale Produktionssystem wirklich ist.“ Das größte Unternehmen in Sprockhövel, die Firma Wicke in Herzkamp, hat die Folgen des Coronavirus in besonders heftiger Art zu spüren bekommen. Seit 1994 unterhält Wicke in Chinas südöstlicher Provinz Guangdong eine Tochtergesellschaft. „Kurz nach dem chinesischen Neujahrsfest am 25. Januar wurde unser Betrieb komplett geschlossen“, berichtet Seniorchef Klaus Schlösser. 450 Mitarbeiter produzieren in dem Wicke-Werk dort Räder und Industrierollen, „in deutlich höherer Stückzahl als hier in Sprockhövel“, so Schlösser. In der Firmenzentrale an der Elberfelder Straße mussten also umgehend die Kunden über den Produktionsausfall informiert werden. Drei Wochen dauerte der Stillstand an, dann genehmigten die Behörden am 14. Februar die Wiederaufnahme der Produktion. „Unsere chinesischen Mitarbeiter sind mittlerweile bis auf 60 wieder im Werk“, sagt der Wicke-Chef.

Lieferkette funktioniert nicht mehr

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So läuft der Betrieb nach Auskunft Schlössers wieder zu 90 Prozent, doch ein weiteres Problem macht Wicke zu schaffen, denn die Lieferkette funktioniert nicht mehr. „Kein Schiff, kein Zug, kein Flugzeug: Wir bekommen die Waren nicht hierhin“, klagt Klaus Schlösser.

Auch bei der Veredelungsgesellschaft für Papiere und Folien VPF an der Harkortstraße besteht ein Logistikproblem. „Zum Geschäft gehört es, Muster unserer Produktion per Post an Kunden in China zu schicken“, berichtet Sabine Naumann. Bisher lief das über DHL, doch das Transportunternehmen bietet diese Dienstleistung nach China bis auf Weiteres nicht mehr an. VPF nutzt derzeit noch Fed-Logistics, doch ganz aktuell erreichte VPF die Nachricht, dass auch bei der Kundenbelieferung in Italien Einschränkungen zu erwarten seien.

Tonnenschwere Ware von Hauhinco noch zustellbar

Die Maschinenfabrik Hauhinco meldet auch Veränderungen in ihren China-Aktivitäten. „Bislang war es geübte Praxis, dass unsere chinesischen Partner zu Besuch kamen, doch mit den persönlichen Kontakten ist es erst einmal vorbei“, sagt Vertriebschef Rainer Schlautmann. So laufe die komplette Kommunikation übers Internet. Mit dem Transport seiner tonnenschweren Hochdruckanlagen nach Asien gebe es für den Betrieb an der Beisenbruchstraße hingegen keine Probleme, die würden nach wie vor von einem Spezialunternehmen bewerkstelligt.

Dirak klagt über Einschränkung der Reisetätigkeit

Bei der Firma Dirak, einem global agierenden mittelständischen Unternehmen für Konstruktionselemente, werden die Auswirkungen des Coronavirus noch nicht als kritisch bewertet. Schwerpunktmäßig liegen nach Auskunft von Dirak die Herausforderungen nicht, wie zu erwarten wäre, in der Versorgung mit Ware oder Material, sondern vielmehr in der Einschränkung von Reisetätigkeit und direktem Service am Kunden. „Wir setzen in unserer Beratung und Präsentation auf Nähe zu unseren Kunden, also auf das persönliche Beratungsgespräch und den direkten Lösungsansatz vor Ort“, berichtet die Firma.

INFO

Sowohl Wicke wie auch Dirak sehen Risiken für ihre Geschäftsbeziehungen in dem Umstand, dass zurzeit relevante Messen nicht stattfinden können.

Klaus Schlösser (Wicke) berichtet, seine Firma unterhalte traditionell Stände auf den Messen in Köln und der Logimat (Fachmesse für Distribution, Material- und Informationsfluss) im März. Da seien diesmal keine Ansprechpartner aus China und Italien zu erwarten.