Aus Katalog kann sich der Kunde für seine Bedürfnisse Produkte zusammenstellen. 78-jähriger Chef tüftelt an Türgriffen, Scharnieren, Verschlüssen.
Mit der Beschleunigung eines Düsenjets schießt das Stockwerk hohe Regal-Bediengerät in der Halle hin und her, fischt sich die Kleinteile aus dem Lager, die für die weitere Bearbeitung benötigt werden. Modernste Technik und ein ausgeklügeltes Logistiksystem hat die Firma Dirak, die Griffe, Scharniere und Verschlüsse für Türen herstellt.
„Wir bedienen eine Nische“ sagt Geschäftsführer Burkhard Bünis (59), studierter Bergbauingenieur. „Wir sorgen fürs Bewegen und Schließen von Türen aller Art. Ob man einen Sicherungskasten, die Steuerungsanlage einer Ampel oder Schränke für Server nimmt, man findet uns überall.“ Der kluge Tüftler hinter all’ den technischen Finessen und Gründer des Unternehmens, der 1967 ein Baukastensystem für solche Produkte erfand, ist Inhaber Dieter Ramsauer, der im Laufe seines Lebens mehr als 450 Patente angemeldet hat.
78-jähriger Chef tüftelt heute noch
Neben den innovativen und zukunftsorientierten Mitarbeitern ist der 78-jährige Chef auch heute noch aktiv und lässt seiner Ingenieurskunst freien Lauf. So kam er mit einem Problem aus Amerika zurück, wo ihm Kunden gesagt hatten, ob man nicht Schließsysteme mit weniger Schrauben bauen könne. Weil man Schrauben eben auch mal verliert. Bereits im Flugzeug arbeitete er an einer Lösung – und fand sie tatsächlich auch. Daraus entwickelte sich das D-Snap-System, ein Verschluss- und Scharniersystem, bei dem man gar keine Schrauben mehr benötigt und das absolut sicher funktioniert. „Mit einer Spezialtechnik kann man das besagte Schloss natürlich auch wieder öffnen“, versichert der studierte Wirtschaftsingenieur Andreas Taddey (49), der die Produktion und Logistik bei Dirak leitet. „Früher gab es Draht und Holzkeil, mit dem man Türen auf gewöhnliche Weise verschloss, heute gibt es eben D-Snap.“ Das Baukasten-System bei Dirak sorgt für eine Lagervereinfachung und vor allem für standardisierte Lösungen.
4500 Produkte aus dem Katalog
Auch individuellen Anforderungen können die Ingenieure damit gerecht werden. Mit 450 Mitarbeitern weltweit macht die Firma einen Gesamtumsatz von mehr als 67 Millionen Euro im Jahr, 263 Mitarbeiter davon arbeiten alleine nur in Deutschland. Niederlassungen hat das Unternehmen auch in Indien, Singapur, USA, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 4500 Katalog-Produkte und fast ebenso viele kundenspezifische Produkte für das produzierende Gewerbe bietet es an.
Bedarf dafür besteht auf allen Ebenen. „Ein paar Beispiele: Jede Maschine braucht einen Schaltschrank. Ob man U-Bahnen nimmt, komplexe Server-Schränke mit elektrischen Verschlüssen, Schränke für Banken, die Daten verarbeiten müssen, Schränke in Tunneln, Krankenhäusern, Restaurants – überall findet man Produkte von Dirak“, informiert Burkhard Bünis stolz.
So unterschiedlich die Einsatzorte der Produkte sind, so sehr variieren auch deren Anforderungen. In Tunneln beispielsweise müssen die Verschlusssysteme einem Brand standhalten, manchmal sind sie stärksten Belastungen ausgesetzt, dann wieder müssen sie unempfindlich gegenüber Vibrationen oder elektrisch leitfähig sein.
„Wir produzieren nicht selbst. Bei unseren Standardprodukten haben wir die Einzelteile stets auf Lager, so dass wir innerhalb von 48 Stunden liefern können. Ansonsten arbeiten wir auf Bestellung“, erklärt Andreas Taddey. „Wir gehen für die Zukunft von einem gesunden Wachstum aus“, sagt Geschäftsführer Burkhard Bünis. Zurzeit laufen pro Tag im Durchschnitt 300 Fertigungsaufträge mit einer durchschnittlichen Produktionsmenge von 150 Stück ein, die dann sofort gefertigt werden, gibt Andreas Taddey einen Einblick in die Produktion. Oft werde gemeinsam mit den Kunden an der Optimierung der Produkte gearbeitet. „Das Pfiffige an dem Baukastensystem ist, dass sich der Kunde individuell für seinen Bedarf die Produkte zusammenstellen kann.
Doch auch Dirak steht unter Innovationsdruck: Die Herausforderung schlechthin für das Unternehmen, das seinen Sprockhöveler Sitz Am Beermannshaus in Haßlinghausen hat, ist die Digitalisierung, an der man intensiv arbeitet. Sie stellt den Betrieb wie fast alle anderen Produktionsbetriebe auch für die Zukunft vor echte Aufgaben, die nach und nach gelöst werden müssen.