Sprockhövel. Zwischen Sprockhövel und Schwelm sollen Firmen bauen. Deshalb sorgen sich Landwirte dort um ihre Existenz. Mit einer Petition gibt es nun Protest
Ein geplantes Gewerbegebiet zwischen Schwelm und Sprockhövel erhitzt die Gemüter. Während sich auf Schwelmer Seite ein Bürgerverein gegen die interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle formiert hat, gibt es auch auf Sprockhöveler Seite Protest – und eine Unterschriftenaktion.
Landwirte bangen um ihre Existenz
Die Anwohner des Bereichs in beiden Städten sind verunsichert, manch einer hat Angst um seine Existenz. Seit der Regionalverband Ruhr (RVR) am 6. Juli 2018 beschlossen hat, den Regionalplan Ruhr zu erarbeiten, sieht etwa Landwirt Udo Brackelmann seine Weiden in Gefahr.
Denn der Ennepe-Ruhr-Kreis hat zusammen mit dem RVR nach Bereichen gesucht, die für die interkommunale Gewerbeflächenentwicklung geeignet sind. In Gangelshausen und Linderhausen wurden sie unter anderem fündig. Die Städte Sprockhövel und Schwelm befürworteten den Standort Nahe des Kreuzes Wuppertal Nord.
Auch der Umbau des Autobahnkreuzes macht Sorgen
Regionalplan und Petition
Auf der Homepage leben-braucht-landschaft.de stellte Frederik Diergarten Argumente gegen ein Gewerbegebiet zur Stellungnahme gegenüber dem RVR bereit.
Der Regionalplan soll den Rahmen der zukünftigen Raumentwicklung im Verbandsgebiet schaffen. Deshalb suchten Kommunen unter anderem nach möglichen neuen Gewerbe- und Industrieflächen. Gerade in Sprockhövel sind die Wachstumsmöglichkeiten nach dem ersten Regionalplan-Entwurf sehr eingeschränkt.
Der RVR räumte den Bürgern und Interessenvertretungen ein, zu den Entwürfen bis zum 1. März 2019 Stellung zu nehmen.
In dem betroffenen Gebiet befinden sich auch Weideflächen, auf denen Kühe grasen und wo Futtermittel angebaut werden. Familie Simon führt ihren Milchbetrieb in zweiter Generation. Würde ein Industriegebiet errichtet, könnten sie ihre knapp 300 Tiere nicht mehr selbst versorgen. Oberhalb dieses landwirtschaftlichen Betriebs hält Familie Brackelmann Rinder.
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Für die Sprockhöveler wäre es nicht der erste Schlag: „1993 habe ich schon Land abgegeben“, erzählt Udo Brackelmann, „bis heute wurde dort nichts gebaut.“ Für ihn sei „das größere Übel“ der Ausbau des nahen Autobahnkreuzes. Ein Teil des „Hochbaumbestands“ in Gangelshausen wird der neuen Autobahnauffahrt zum Opfer fallen, befürchtet er.
Petition für Frischluftschneise
Sorgen um die wichtige Frischluftschneise in diesem Gebiet macht sich auch Frederik Diergarten. Der Baumbestand in Gangelshausen unterhalb der A1 und östlich der Schwelmer Straße sei wichtig für die Reinigung der Luft, betont der Sprockhöveler.
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Diergarten wollte sich nach dem Besuch einer Informationsveranstaltung des Bürgervereins stärker engagieren. Er startet eine Online-Petition. Diergarten ist überzeugt, dass „ein modernes Bild von Politik auch Mitgestaltung ermöglichen sollte“, deshalb sammelt er die digitalen Unterschriften.
Unterschriften an Landrat Schade
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3171 Menschen, davon 2312 aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, haben bisher ihre Stimme abgegeben. Wenn insgesamt 2600 Menschen aus dem EN-Kreis unterschreiben, soll die Petition an Landrat Olaf Schade gehen, mit der Aufforderung eine Stellungnahme abzugeben.
Momentan liegt der Ball beim RVR was das Industrie- und Gewerbegebiet angeht. Dort werden die Stellungnahmen zum Entwurf des Regionalplans gesichtet und die vorgebrachten Argumente abgewogen.
Regionalplan entscheidend
Es ist auch möglich, dass der Plan so stark verändert wird, dass die geänderten Teile erneut zur Stellungnahme ausgelegt werden. Der Bürgerverein beobachtet die Planungen genau. Zwar weiß die Vorsitzende Ilona Kryl, dass „alles noch in der Schwebe ist“, aber sie wünscht sich mehr Kommunikation mit den Bürgern. So sieht das auch Birgit Simon: „Von offizieller Stelle habe ich noch nichts über die Pläne erfahren“, sagt sie beunruhigt.
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Aus der Sprockhöveler Stadtverwaltung heißt es unterdessen, die Stadt könne solange keine der Flächen zur Nutzung ausweisen, bis der Regionalplan des RVR beschlossen ist. Erst dann könne die Kommune ihren Flächennutzungsplan entsprechend planen. Und dann will die Stadt auch die Bürger beteiligen und mit ihnen das Gespräch suchen.