Sprockhövel. Das Autobahnkreuz Wuppertal Nord wird umgebaut. Die Firmen im Gewerbegebiet Stefansbecke fürchten, dass die Baustelle zehn Jahre Staus verursacht
Die Unternehmen an der Stefansbecke sehen dem Umbau des Autobahnkreuzes Wuppertal Nord mit Sorge entgegen. Sie erwarten Stau. Denn vor dem Großprojekt Autobahnkreuz müssen erst noch Brücken neu gebaut oder in Stand gesetzt werden. Und diese Bauarbeiten starten voraussichtlich schon Mitte 2020. Das ganze Projekt wird aber voraussichtlich mehr als zehn Jahre dauern.
Schon ein Unfall auf der Autobahn führt zu Staus in Haßlinghausen
Bereits ein Unfall auf den Autobahnen A46, A1 oder A43 habe unmittelbare Auswirkungen auf den Verkehr der angrenzenden Landes- und Nebenstraßen, berichten Arbeitnehmer der Unternehmen an der Stefansbecke. „Uns machen die geplanten Bauarbeiten Sorgen“, gibt Marcel Sigmund, Verkaufsleiter bei Procar Automobile zu.
Auch interessant
„Wir werben bei unseren Kunden mit kurzen Wegen und der nahen Autobahnanbindung.“ Durch die vermutlich Jahre andauernden Baumaßnahmen sieht er diesen Standortvorteil gefährdet. Sigmund geht davon aus, dass Umleitungen eingerichtet werden. „Wir müssen schauen, wie stark diese Umleitungen dann frequentiert werden.“ Im schlimmsten Fall ist die eigentlich kurze Strecke ins Industriegebiet dann geprägt durch eine lange Blechlawine.
Lange Umwege kosten Zeit und Geld
Momentan sei es wegen der Sommerferien relativ ruhig auf den angrenzenden Autobahnen, erzählt Klaus Hermann Heinz. Seine Mitarbeiter transportieren im Jahr bis zu 400.000 Tonnen Material aus den Steinbrüchen im Raum Hagen nach Sprockhövel. Die Schwerlasttransporter dürfen seit einigen Jahren die Autobahnbrücke in Gevelsberg nicht mehr befahren. Das bedeutet lange Umwege. „Das Problem ist nicht regional.“ Schon durch die Brücken- und Autobahnarbeiten in Leverkusen, Haan und Gevelsberg sei das Kreuz-Wuppertal-Nord überlastet.
Heinz’ Mitarbeiter opfern regelmäßig eine Dreiviertelstunde Freizeit am Tag, weil der Stau sie kurz vor Feierabend zu Pausen zwingt. Das Arbeitszeitgesetz schreibt eine Pause nach Viereinhalbstunden am Steuer vor. „Zur Moral unserer Mitarbeiter trägt das nicht bei, wenn sie kurz vor Feierabend in Wichlinghausen oder Gevelsberg eine zusätzliche Pause machen müssen.“
Emissionen steigen durch Umwege
Heinz kann die Planung nicht nachvollziehen, findet, dass erst das Kreuz ausgebaut werden sollte. Schließlich seien dann die Brücken verkehrstechnisch schon entlastet und könnten mit weniger Stau umgebaut werden. Laut Planung von Straßen NRW müssen die Brücken zwingend vor dem Ausbau des Autobahnkreuzes erneuert werden.
Der Sprockhöveler Unternehmer hat dabei auch die Emissionen im Blick: „Ein LKW verbraucht auf 100 Kilometer in unserer Region etwa 50 Liter Diesel.“ Durch die anhaltenden Baustellen werde es nicht weniger. Zwar müsse die Infrastruktur ausgebaut werden, aber die Koordinierung der einzelnen Baustellen sei ein Problem. Schon heute seien Stefansbecke und Schwelmer Straße regelmäßig verstopft, weil Pendler die Baustelle in Gevelsberg umfahren.
Gesperrte Autobahnauffahrt wäre ein Problem
Matthias Sander ist Kaufmännischer Leiter bei Vosswinkel Steuerungstechnik und er sieht bisher gelassen in die Zukunft: „Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt. Wenn die Bauarbeiten wie in Volmarstein ablaufen und die Auf- und Abfahrten zu den Autobahnen dicht gemacht werden, dann wird es aber auch für uns ein Problem.“ Genaue Pläne dazu hat Straßen NRW bisher nicht veröffentlicht. Die Unternehmer fordern aber, dass sie rechtzeitig in die Planung durch die beteiligten Behörden eingebunden und informiert werden.
Auch interessant
So plant Procar Automobile seine Kunden auf Rechnungen und Aufträgen über die Baustellen und ihre Umfahrung zu informieren. Noch sei das erst in grober Planung, schließlich wisse man noch nichts Konkretes, aber: „Wir werden werbewirksam über unsere Social-Media-Kanäle über die Umleitungen aufklären“, so Sigmund. So will auch die Mann+Hummel GmbH an ihrem Sprockhöveler Standort nähere Informationen zu Umleitungen abwarten, um diese dann an Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten weitergeben zu können.
Anwohner fordern Lärmschutz
Sascha Ohm treiben noch ganz andere Sorgen um, er wohnt nämlich in unmittelbarer Nähe zur geplanten neuen Rampe Ost. Er rechnet mit mindestens einem Jahrzehnt Lärm und Dreck. „Das wird uns massiv in unserer Lebensqualität beeinträchtigen“, nimmt Ohm an. Er fordert deshalb Lärmschutz. Als Spediteur könne er zwar den geplanten Ausbau der Infrastruktur nachvollziehen, jedoch blickt er mit Skepsis auf die massiven Eingriffe in nahestehende Baumbestände.
Hinsichtlich des Lärmschutzes wird sich im Abschnitt zwischen den Rastplätzen Bruchmühle/Klosterholz und dem Autobahnkreuz Wuppertal-Nord etwas ändern. Die Lärmschutzwände werden erhöht: auf der nördlichen Seite auf eine Höhe von sieben Metern und auf der südlichen Seite auf eine Höhe von acht Metern, kündigt Straßen NRW an.