Sprockhövel. . Entwurf für neuen Regionalplan liegt vor. Verwaltungsspitze sieht Interessen Sprockhövels bei Industrieflächen-Ausweisung nicht berücksichtigt.

Kämmerer Volker Hoven wird nicht müde, sein Credo für das Wohlergehen Sprockhövels immer wieder vorzubeten: Ohne Entwicklungsmöglichkeiten bei der Zuweisung von neuen Gewerbeflächen können Firmen auf dem Stadtgebiet nicht expandieren, neue kommen nicht hinzu. Fehlen dann auch die nötigen Flächen zur Ausweisung neuer Wohngebiete, werde das über kurz oder lang Auswirkungen auf den städtischen Haushalt und die Lebensqualität in Sprockhövel haben, ist Hoven sicher.

Geringste Siedlungsdichte

Grundlage für Flächenplanung ist der neue Regionalplan, der nach seiner Verabschiedung im Parlament des Regionalverbands Ruhr (RVR) für die nächsten 15 Jahre festlegt, wie Sprockhövel in seiner Entwicklung aufgestellt ist. Doch der Entwurf hat im Rathaus für Betroffenheit gesorgt. „Offensichtlich sieht man in Essen unsere Stadt als Grüngürtel um die Industriestädte des Ruhrgebietes, aber das wollen wir nicht akzeptieren“, sagt Hoven. Die Verwaltung will über das Beteiligungsverfahren Einfluss nehmen, es wurden bereits Gespräche mit dem RVR und auch mit dem Landrat geführt. „Es ist nicht akzeptabel, den Charakter der Industriestadt Sprockhövel in dieser Weise zu ignorieren“, so Hoven. Letzte Möglichkeit wäre der Klageweg. „Wir sind in diesem Stadium des Verfahrens die Verlierer der Regionalplanung.“

Dabei sei viel Luft nach oben, schließlich weise die Stadt die geringste Siedlungsdichte und Versiegelung von Boden auf. „Es gibt in Sprockhövel überhaupt keine Ambitionen, große Teile des Stadtgebietes zuzubetonieren, aber man beraubt uns unserer Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Hoven. Wollte man aus Sprockhövel ein Naherholungsbebiet schaffen, müsse man die notwendige Kompensation leisten.

Auch im Haupt- und Finanzausschuss war der schlechte Start im Regionalplanverfahren Thema. Es war zu erfahren, dass Bürgermeister Ulli Winkelmann den Kreishaushalt nicht anerkannt hat, die Schwelmer Bauplanungen seien zu teuer, überhaupt ist die Kreisumlage, bei der städtische Mittel an den Kreis gezahlt werden, zu hoch. Der Kreis müsse überdies Sprockhövel bei einer wirtschaftsfreundlichen Regionalplanung besser unterstützen.

Interfraktionelle Initiative

Bodo Middeldorf (FDP) verwies in diesem Zusammenhang auf Herzkamp – „dieser Bereich, wo immerhin mit Wicke unser größtes Unternehmen ansässig ist, ist laut Entwurf völlig raus aus der Entwicklung.“ SPD-Fraktionschef Wolfram Junge beklagte die Situation: „Ein dramatisches Alleinstellungsmerkmal hat unsere Stadt da.“ Er schlug vor, eine interfraktionelle Initiative zu starten und alle Möglichkeiten zu nutzen, um den eingeschlagenen Kurs des RVR noch zu ändern. „Das können wir uns nicht bieten lassen.“