. SIHK sieht Sprockhövel auf Dauer von produzierenden Betrieben geprägt.Grüne fordern mehr Daten und Informationen über Wirtschaftsstruktur.

Die letzte Sitzung des Beirates für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing in diesem Jahr stand schwerpunktmäßig unter der Frage, welches Gewerbe und wie viel Sprockhövel benötige. Beirätin Petra Schellhoff von den Grünen hatte die Behandlung dieses Themas angeregt, und die Verwaltung hatte mit Christoph Brünger von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) den entsprechenden Fachmann dazu eingeladen. Brünger, bei der SIHK zuständig für Standortpolitik, Existenzgründung und Unternehmensförderung, schaute zunächst auf die Akteure, die darüber entscheiden, wie viel Fläche der Wirtschaft auch in Sprockhövel zugebilligt wird. „Nach dem Landesentwicklungsplan ist das der Regionalplan des Regionalverbandes Ruhrgebiet, dessen Neuauflage in etwa zwei Jahren erleben werden“, sagte Brünger (wir berichteten). Die SIHK sei bei der Planung dabei, „wir vertreten hier die Interessen der Wirtschaft.“

Prinzipiell, betonte der Kammervertreter auch mit Blick auf Sprockhövel, gelte: „Man kann eine Stadt nicht neu erfinden, Sprockhövel ist eine vom produzierenden Gewerbe geprägte Stadt, und sie wird es auch bleiben.“ Der Dienstleistungsbereich etwa, Jobmotor in vielen größeren Städten, werde hier nie eine tragende Rolle spielen. Verinnerliche man das, ergeben sich einige Notwendigkeiten: Das produzierende Gewerbe in Sprockhövel brauche die Möglichkeit der Expansion, der Vergrößerung der Betriebe am Ort, doch es gebe keine geeigneten Flächen mehr. „Stillstand in dieser Hinsicht geht nicht“, betonte auch Wirtschaftsförderin Ingrid Döbbelin. Man sei mit bislang verkaufsunwilligen Flächenbesitzern im Gespräch, Flächentausch gelte als Option, „aber wir brauchen da als Stadt auch einen langen Atem – oft über Jahrzehnte.“ Industriebrachen, wie sie in anderen Städten Optionen sind, gibt es in Sprockhövel nicht. Stadt wie SIHK hoffen, dass der kommende Regionalplan dem Bedarf nach zusätzlichen Flächen Rechnung trage.

Arbeitskräfte brauchen Wohnraum

Brünger gab zu bedenken,dass mit dem wünschenswerten Wachsen der Betriebe auch der Bedarf an Wohnflächen zunehme. „Die Mitarbeiter in den Firmen wollen schließlich nicht weit von ihrem Arbeitsplatz ein Haus bauen oder eine Wohnung mieten.“

Petra Schellhoff von den Grünen möchte den Rahmen für die Diskussion um die Wirtschaftsstruktur der Stadt und den damit zusammenhängenden Flächenverbrauch künftig ausweiten: „Da muss die Politik mit ins Boot, die Interessen der Bürger müssen im Blick sein: Wie viel Hektar Sprockhöveler Boden treten wir an die Industrie ab, um dafür über die Gewerbesteuer wie viel freiwillige Leistungen wie Schwimmbad oder Musikschule finanzieren zu können?“ Um sich da ein besseres Bild machen zu können, müssten der Öffentlichkeit künftig mehr Daten etwa über das Steueraufkommen zur Verfügung gestellt werden.