Oberhausen. . Heike und Volker Terhorst gehören mit der alteingesessenen Kneipe „Klumpen Moritz“ fest zum Sterkrader Leben. Wegen einer schweren Krankheit ziehen sich die beiden nun aus dem Betrieb zurück. Die Töchter Linda Demond und Sara Alic wollen Traditionen beibehalten - und Neues ins Leben rufen.

Bei seinen Stammgästen hat der „Klumpen Moritz“ einen großen Stein im Brett. So sehr liegt den Sterkradern die Traditionsgaststätte an der Bahnhofstraße am Herzen, dass sie ohne Murren die über einstündige Verspätung der Presse hinnehmen, nur um über die Kneipe und deren Zukunft zu sprechen.

„Ach wissen Sie, das ist hier wie ein zweites Wohnzimmer für uns“, sagt etwa Manfred Rickers, der mit dem Sterkrader Männer-Quartett in der Kneipe probt. „Man hat immer ein offenes Ohr für uns. Dafür wollen wir Danke sagen.“

Mit Engagement, Herzlichkeit und Herzblut geführt

Der Dank gebührt Volker und Heike Terhorst. Über 20 Jahre hat das Paar den „Klumpen Moritz“ mit unermüdlichem Engagement, Herzlichkeit und Herzblut geführt. Am 1. April haben sie den Familienbetrieb an ihre Töchter weitergegeben – im Stillen. Heike Terhorst kämpft mit schweren Krebserkrankungen. Die große Abschiedsfeier ist deshalb vorerst verschoben.

Seit 1871 ist der „Klumpen Moritz“, ehemals „Zum grünen Klumpen“, die gute Stube in Sterk­rade. 1979 übernahmen die Eltern von Heike Terhorst das Lokal, 1993 stieg die damals 32-Jährige mit ihrem Mann Volker als Pächter ins Geschäft ein. Drei Jahre später kaufte das Paar das Haus, baute kräftig um und erweiterte die Kneipe um einen Saal für weitere Chorproben und Veranstaltungen. „Das hier ist unsere Vereinsheimat“, sagt Wolfgang Sprock vom Männerchor Cäcilia geradeheraus.

Sängerknabe trifft Fußballfan

Der Klumpen Moritz ist heute Treffpunkt für Schützen und Fußballfans, Sängerknaben und Karnevalisten, kleine und große Gesellschaften, Mittagstisch-Gäste und Feierabend-Entspanner. Ein Erfolg, den sich Volker und Heike Terhorst hart erarbeiteten. Jahrelang standen sie tagein, tagaus hinter der Theke. Bis irgendwann Heike Terhorsts Gesundheit nicht mehr mitmachte.

2011 zog sich die Krebskranke aus dem Geschäft langsam zurück, jetzt folgt ihr Mann. „Wir brauchen etwas Zeit für uns“, sagt Volker Terhorst. Der Abschied fällt beiden nach all den Jahren sichtlich schwer. „Wir sind immer mal wieder da“, verspricht Volker Terhorst, „aber die Verantwortung fürs Geschäft tragen nun unsere Töchter“.

Im Klumpen Moritz wird sich nicht viel ändern

Für die Gäste wird sich im Klumpen Moritz nicht viel verändern. Die 31-jährige Sarah Alic und ihre 26-jährige Schwester Linda Demond sind dort bestens bekannt. Seit Jahren arbeiten sie im Familienunternehmen mit. Alic stieg 2004 in den Betrieb ein, ihre Schwester folgte nach einer Ausbildung als Krankenpflegerin.

Die beiden Frauen wissen um die Traditionen im Klumpen Moritz. „Die wollen wir beibehalten“, sagt Alic, „sie aber mit neuen Veranstaltungen ergänzen“. Am 30. April organisieren sie etwa eine Mai-Party.

Neues Publikum locken, Stammgäste behalten

Neues Publikum locken, Stammgäste behalten – ein schwieriger Spagat? Linda Demond schüttelt mit dem Kopf „Wenn man mit dem Herzen dabei ist und ein offenes Ohr hat, dann klappt das.“

Gegenüber dem Tresen sitzen Heinz und Ingrid Buchholz mit Renate Knopke-Seiltgen und Jürgen Seiltgen am Tisch. Für die Terhorsts und ihre Töchter sind die vier Stammgäste voller Lob: Die Atmosphäre sei familiär, das Essen gut bürgerlich und lecker. „Wo gibt es noch so eine nette Kneipe?“, fragt Heinz Buchholz. Den neuen jungen Inhaberinnen wünschen die Sterkrader Durchhaltevermögen – dem Klumpen Moritz halten sie jedenfalls die Treue.