Oberhausen. . Der große Knatsch mit den Behörden blieb zwar aus, doch eine gewisse Skepsis war unter den Bürgern dennoch zu erkennen beim Erörterungstermin zur Renaturierung der Emscher im Holtener Bruch am vergangenen Montag.

Der große Knatsch mit den Behörden blieb zwar aus, doch eine gewisse Skepsis war unter den Bürgern dennoch zu erkennen beim Erörterungstermin zur Renaturierung der Emscher im Holtener Bruch am vergangenen Montag. Was der tiefe Eingriff in die seit Jahrzehnten bestehende Biefanger Natur an Auswirkungen haben wird, schien manchem Anwohner nicht geheuer, sogar an einer ökologischen Aufwertung des Gebiets durch die geplante Auenlandschaft hatte ein Bürger erhebliche Zweifel.

Dabei zeigten sich die Initiatoren des Flussumbaus – die Emschergenossenschaft – zum Erörterungstermin um Transparenz und Entgegenkommen bemüht. Bereits im Vorfeld hatte man die einstigen Pläne schon so weit angepasst, dass man im Sinne der Anwohner auf Abluftschornsteine und unnötige Schächte verzichtete. Dafür allerdings will man nun im Holtener Bruch, nahe der A 3, ein Pumpwerk vorverlegen. Das wird auf den letzten Kilometern zum Klärwerk Emschermündung in Dinslaken den unterirdisch verlaufenen Emscherkanal aus gut 40 Metern Tiefe bis unter die Oberfläche hochpumpen. Knapp unter der Erde verläuft der Kanal dann weiter bis zum Klärwerk.

Deich und Auenlandschaft

Den Vorteil für die Emschergenossenschaft schilderte Thomas Fock, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensstrategie: Die geologischen Bedingungen für eine Pumpwerk-Baugrube in Dinslaken seien schwierig, im Holtener Bruch dagegen vergleichsweise wenig problematisch. Entsprechend hatte man die Pläne von 2008 angepasst.

Ein Deich mit Fuß- und Radweg soll dann die Biefanger Anwohner nicht nur optisch von der renaturierten Auenlandschaft trennen, sondern auch vor Hochwasser schützen, wenn der Landstrich ab 2018 vorsorglich als Überschwemmungsgebiet dienen soll.

Auch interessant

Doch genau jener Deich bereitete manchem Bürger Sorge: „Im Augenblick kann man dort mit einem Rollstuhl ins Grüne, zukünftig muss man den Rollstuhl den Damm hinauf schieben.“ Zweifel wurden ebenso laut gegenüber der geplanten Auenlandschaft: „Ich kann aus ökologischer Sicht keine Aufwertung gegenüber der jetzigen Situation erkennen“, sagte ein Anwohner. Im Gegenteil, denn dann würde kein Mais und Raps mehr angebaut werden können, angeblich zum Leidwesen der Bienen.

Überschwemmungsgebiet

Und: „Wir bezahlen den Umbau der Landschaft mit einer Umweltbelastung.“ 1,1 Mio Kubikmeter Erde müsse für Pumpwerk und Aue von 220.000 Lkw abtransportiert werden, eine Belastung von 11000 Tonnen CO2, errechnete der Anwohner. Auch ein Überschwemmungsgebiet vorzuhalten sei im Holtener Bruch nicht notwendig, „seit 70 Jahren wurde es nicht benötigt“, argumentierte er.

Die Emschergenossenschaft teilte die Ansicht nicht unbedingt, einzig im Punkt Rollstuhlfahrer plane man bereits Rampen, mit denen der Deich befahren werden könne.

Am gestrigen Dienstag endete das Erörterungsverfahren. Einige Punkte blieben dennoch offen: „Jetzt sind aber alle Karten auf dem Tisch“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Nun liege es an der Bezirksregierung Münster, wie bald die Renaturierung der Emscher beginnen kann.