Oberhausen. . Wegen Trockenheit ist der Pegel der Emscher am Unterlauf in Oberhausen auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren gefallen. Das steigert die Abwasser-Konzentration der „Köttelbecke“ – und sorgt für ein besonderes „Aroma“.
Heidemarie Mracsek stinkt es gewaltig: Sie wohnt an der Fichtestraße, unmittelbar an der Emscher, – und Oberhausens größte „Köttelbecke“ sorgt in diesen Tagen für kollektives Naserümpfen. Die Emschergenossenschaft räumt ein, dass es derzeit entlang des Abwasserflusses von Dortmund-Mengede bis nach Oberhausen eine „höhere Geruchsbelästigung“ gibt. Besonders vom Unterlauf aus Oberhausen hätten sich viele Bürger wegen des starken „Emscher-Duftes“ gemeldet, sagt Sprecher Ilias Abawi. Seine Erklärung: Die Emscher führt derzeit extrem wenig Wasser.
„Können nicht in den Garten“
„Wir können teilweise nicht in den Garten oder auf den Balkon“, klagt Heidemarie Mracsek. „Es stinkt jeden Tag – mal mehr, mal weniger. Bei hohen Temperaturen ist es besonders schlimm.“
Detlef Kühnen, der an der Diepenbruckstraße wohnt, hält die Fenster zur Straße und damit zur Emscher hin geschlossen, damit der Geruch nicht ins Haus zieht. Hinterm Haus im Garten, „kommt der Geruch eigentlich nicht an“. Grillabende lassen sich die Kühnens jedenfalls nicht verleiden.
Meik Brencher von der Bayernstraße verzichtet aufs abendliche Lüften des Schlafzimmers. Denn vor allem in den Abendstunden nehme die Geruchsbelästigung zu. Das findet auch Heidemarie Mracsek. „Ich verstehe nicht, warum es mal mehr, mal weniger riecht.“
Emschergenossenschaft-Sprecher Abawi vermutet: Das hat damit zu tun hat, dass tagsüber viele Anwohner nicht zu Hause sind, und dann abends die Klospülungen häufiger betätigt werden.
Bis zu 40 Meter tiefe Bohrungen
Oberhausen ist der Anrainer mit der längsten Emscherstrecke. Der künftige unterirdische Abwasserkanal Emscher wird hier eine Länge von zehn Kilometern haben. Derzeit gehen die Arbeiten am hiesigen Bauabschnitt 40 weiter, der an der Stadtgrenze Bottrop/Oberhausen beginnt.
Derzeit laufen Vorbereitungen für den Bereich A 42/Neue Mitte. Mitte September beginnen Vorbereitungen im Grafenbusch. Damit Baufahrzeuge dem Verkehr nicht in die Quere kommen, werden etwa Verkehrsinseln zurückgebaut und Baustellenampeln installiert. Dann wird 15 bis 40 Meter tief gebohrt.
Ohnehin sind es die Wasserspartasten an den Toiletten, die laut Abawi eine Geruchsbildung des Abwassers fördern. Denn der Wasserverbrauch sinkt allgemein, damit steigt die Konzentration des Abwassers. Der trockene Sommer tut nun sein Übriges. Besonders riecht es an Einmündungen der Nebenarme, etwa dort, wo der Läppkes Mühlenbach und der Handbach in die Emscher fließen.
In diesem August sind die Wasserstände „außergewöhnlich“ niedrig. Die Emschergenossenschaft hat am Pegel Königstraße an drei Tagen im August (11., 15., 22.8.) den Niedrigstand von 2,16 Meter gemessen. Das ist 13 Zentimeter tiefer als das durchschnittliche Niedrigwasser. Nur dreimal in den vergangenen 50 Jahren lag der Pegel noch darunter, zuletzt am 5. November 2006 (2,14 m).
Jetzt aber Reinwasser einzuleiten, um es dann wieder zu klären, lehnt das Unternehmen als „ökologisch unsinnig“ ab. „Man kann nichts tun, außer auf Regen zu hoffen“, so Abawi. Gänzlich vermeiden lässt sich das spezielle Aroma erst, wenn die Arbeiten zur Verlegung des unterirdischen Emscherkanals abgeschlossen sind. Das dauert aber: Nach 2017 soll der „Emscherschnellweg unter Tage“ den Duft unter die Erde verbannen.