Oberhausen. . In wenigen Jahren soll aus der als „Köttelbecke“ verschrienen Emscher wieder ein naturbelassener Fluss werden. Die Bauarbeiten für dieses Jahrhundertprojekt werden nun auch in Oberhausen starten. Auf einer Strecke von zehn Kilometern soll bis 2018 ein Hochleistungs-Abwasserkanal entstehen.
In Oberhausen entsteht ein Bauwerk von Weltrang – unter Tage, versteckt für das Auge des Betrachters: In der Stadt haben erste Vorarbeiten an dem neuen, unterirdischer Hochleistungskanal in bis zu 38 Metern Tiefe begonnen. Er ist Teil eines 51 Kilometer langen Abwassersystems, über das ab 2018 das Abwasser aus dem stark gebeutelten Emscherfluss abgeleitet werden soll. In drei Wochen geht’s richtig los. Ein Großteil der Arbeiten findet unterirdisch statt, doch viele Baustellen sind zu erwarten.
Letzter Abschnitt des Großprojekts
Der Emscherkanal ist das zentrale Bauprojekt im Rahmen des 4,5 Milliarden Euro teuren Emscherumbaus, an dem der Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft seit den 90er Jahren tüftelt. Oberhausen ist die letzte Baustelle; der neue Kanal wird in zwei Teilen von Osten nach Westen gebuddelt.
Arbeiten am Forsterbruch begonnen
Derzeit laufen vorbereitende Arbeiten am Forsterbruch. Es wird zudem nach möglichen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht. Ende Februar beginnen dann umfangreiche Bauarbeiten an den Schächten Forsterbruch und Brache Vondern. Im August beginnt das Graben des neuen Abwasserkanals von Ost nach West durch das Stadtgebiet.
Über das Vorhaben, mit dem die Emschergenossenschaft die Firma Porr beauftragt hat, werden Bürger am heutigen Donnerstag, 6. Februar, um 18 Uhr im Gasthof Harlos an der Hagedornstraße in einer Versammlung informiert.
Los geht es jetzt von der Grenze Bottrop bis zum geplanten Pumpwerk in Biefang (10 km). Die Emschergenossenschaft setzt auf hoch spezialisierte Maschinen und ein kostenintensives Spezialverfahren Eine 80 Meter lange Maschine, die extra für diesen Anlass gebaut wird, gräbt sich mit einem Gefälle von 1,5 Promille tief unter Straßen und Wohngebieten hindurch. Anwohner, beruhigt Projektleiter Carsten Machentanz, würden von dem Graben der Maschine aber nichts spüren. Zur Sicherheit dokumentiere ein Sachverständiger den Zustand von Straßen und Bauwerken vor und nach den Arbeiten.
14 Versorgungsschächte entstehen
Was Oberhausener erleben werden, sind Baustellen: An 14 Stellen entstehen große Versorgungsschächte, die einen Innendurchmesser von 12,5 Metern haben. Die Bauwerke sind später nur durch Betonkästen an der Oberfläche sichtbar – zu sehen dann auf dem Olga-Gelände oder an der Brache Vondern. Dort hat die Emschergenossenschaft für ihren Baustellenverkehr je eine neue Auf- und Abfahrt zur A 42 in Centro-Nähe gebaut, da sie die Arminstraße nicht als Baustraße nutzen darf. Straßensperrungen werde es nicht geben.
Zahlen und Fakten zum geplanten Abwasserkanal
7600 Tonnen Bewehrungsstahl werden verbaut – der Eiffelturm wiegt 7300 Tonnen. Verbuddelt werden 135 000 Tonnen Beton. Dafür müssen vorab aber gewaltige Mengen an Erde weggeschafft werden: Der Bodenaushub von etwa 290 000 Kubik-metern würde den Gasometer etwa zu drei Vierteln füllen.
Anders als in Bottrop setzt der Verband in Oberhausen auf das Tübbing-Verfahren: Die im Außendurchmesser 3,1 Meter großen Rohrringe werden in sechs Einzelteilen unter Tage gebracht und von Facharbeitern zusammengesetzt. Vorteil: „Die Erde reibt sich nur an der Maschine, nicht an den Rohrelementen“, sagt Reinhard Ketteler, Leiter des Bereichs Emscher-Hauptlauf. Ein teueres Unterfangen – mit knapp 170 Millionen Euro umfasst der östliche Oberhausener Bauabschnitt das zweithöchste Investitionsvolumen beim Emscherumbau. Aber: „Beim normalen Vortriebsverfahren hätten wir viel mehr Schächte gebraucht.“