Oberhausen. Seit dreieinhalb Jahren beschäftigt ein Eckhaus im Zentrum Osterfelds die Anwohner des Ortsteil. Beim Runden Tisch am Montagabend lässt der Stillstand des Neubauvorhabens die Emotionen hochkochen - bei Bürgern wie auch bei dem Investor.
Die Frustration ist groß in Osterfeld-Mitte. Seit über einem Jahr klafft am Marktplatz des gebeutelten Stadtteils eine unschöne Baulücke, um deren Schließung sich seit Monaten Verwaltung, Politiker und Stadtteilakteure bemühen. Ein deutliches Vorankommen steht dennoch nicht in Aussicht – die Nerven liegen durchaus blank, wie eine emotionale Diskussion am Runden Tisch in Osterfeld am Montagabend zeigte – der Investor schimpft gegen die Stadt, Bürger gegen den Investor. Am Ende droht ein im Ortsteil dringend benötigtes Neubauvorhaben auf der Strecke zu bleiben.
Der Ingenieur und Bauunternehmer Werner de Witt plant, ein modernes Mehrfamilienhaus mit barrierefreien Wohnungen und Tiefgarage am Marktplatz zu bauen. Im September 2010 erwarb seine Familie dazu das 1958 erbaute Eckhaus. Nach dem Abriss 2012 bis auf eine Apotheke im Erdgeschoss steht die Baustelle seit Ende 2012 aber still.
Bisher nur Arbeiten am Anbau
Die Gründe sind vielfältig – immer wieder werden Streitigkeiten zwischen Nachbarn über Abstandsflächen und Baulasten zitiert. Zwar hat de Witt in dieser Woche mit den Arbeiten an einem Anbau der Apotheke, die seine Frau führt, begonnen. Wann es mit zwei weiteren Abschnitten vorangeht, ist unklar.
Denn mit der geplanten Tiefgarage steht nun ein neuer Konfliktpunkt an. Vor 150 Gästen klagte de Witt am Montag, dass der städtische Baubereich ihm neue Auflagen zur Tiefgaragendecke gemacht habe. „Das fällt denen jetzt ein“, ärgert er sich und wirft dem Amt vermeintlich chaotische Zustände vor. Er spricht von hohen Kosten durch Verzögerungen. Architekt Roland Günter stimmte gewohnt heftig in die Kritik an der Stadt ein – unterbrochen von Bürgermeisterin Steffi Opitz (Grüne), die Partei für die Verwaltung ergriff.
Politik blieb Podium geschlossen fern
Das Podium des Runden Tisches, zu dem Stadtteilpolitiker aller Parteien eingeladen waren, blieb diesmal unbesetzt. Parallel zur Veranstaltungen hatten SPD und CDU getagt, die Linken hatten vorab ihre Teilnahme abgesagt. Für Kritik sorgte zudem im Vorfeld, dass Karl-Heinz Mellis, der den Runden Tisch ins Leben gerufen hat, mittlerweile selbst Vorsitzender der neuen Wählergemeinschaft „BOB“ ist. Der Runde Tisch werde somit politisiert.
Als „einzige Politikerin“ begrüßte Mellis Stefanie Opitz (Grüne) kurz – die dies wiederum charmant kommentierte: „Das stimmt ja nicht, Sie sind doch jetzt auch Politiker.“ Während die Spitze viele Gäste amüsierte, blieb Mellis bitterernst: Der Runde Tisch bleibe ein Bürgerforum.
Ärger über den Stillstand der Baustelle – „ich will anfangen“, sagte de Witt – mischte sich mit Vorwürfen aus der Bürgerschaft. „Wir sollten das alles abreißen und den Marktplatz vergrößern“, sagte ein Osterfelder. „Das ist ein Schandfleck!“ - Applaus. Der Nächste steht auf: „Ich hätte meine Kohlen längst woanders ausgegeben.“
Am Tag nach dem Runden Tisch rückt Planungsdezernentin Sabine Lauxen einige Aussagen zurecht. Neue Auflagen zur Tiefgarage habe es nicht gegeben. Vielmehr fehlten weiterhin Unterlagen, etwa Schnitte der Tiefgarage und Angaben, wie die Decke der Garage, sprich der Marktplatz, hergestellt wird. „Ohne diese Unterlagen können wir, so sehr wir ein Vorhaben auch unterstützen, es nicht genehmigen.“