Oberhausen. Liebe zum Konditorenhandwerk hat Helmut Walbrodt einst in die Wiege gelegt bekommen. 40 Jahre lang sammelte er alte Gerätschaften, die er noch in diesem Jahr dauerhaft ausstellen will

Und da sag noch mal einer, Geschichte sei staubtrocken! Diese Geschichte ist saftig und locker, schmilzt auf der Zunge und macht Appetit auf mehr: Oberhausens Museumslandschaft bekommt in diesem Jahr einen besonders köstlichen Neuzugang.

Der Sterkrader Konditormeister Helmut Walbrodt eröffnet in Sterkrade ein Konditoreimuseum. Liebevoll und detailreich, das wird beim ersten Lünkern gleich deutlich, will er mit zum Teil Vorkriegs-Gerätschaften die Geschichte seines Handwerks erzählen und es auch ganz praktisch demonstrieren. Denn in Kursen und Schulungen sollen Gäste mitanpacken können.

Erste Besucher melden sich an

Wie Zuckerguss liegt die lila Farbe auf dem Haus am Ende der Holtener Straße. Es steht schräg gegenüber der gelb bestrichenen Traditions-Konditorei Walbrodt, nach dessen Auslagen sich wohl jeder Sterkrader schon einmal die Finger geleckt hat. „Konditoreimuseum“ steht schon über dem Eingang, doch fertig ist drinnen längst nicht alles. Dabei steht Helmut Walbrot langsam unter Termindruck: „Die ersten Gruppen fragen, wann sie mich hier besuchen können.“

Schon Walbrodts Großvater war Konditormeister, der Enkel hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. „Wer Grundbegriffe eines Berufs nicht kennt und Grundkenntnisse über die Rohstoffe nicht hat, kann einen Beruf nicht ausüben“, sagt Walbrodt. 20 Jahre hat der Pensionär an der Berufsschule gelehrt.

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Dass sein Beruf in Zeiten von Billigteigwaren an jeder Straßenecke nicht auf der Strecke bleibt, das ist Walbrodts Anliegen. Sagt er das auch nicht selbst, so spricht seine Ausstellung auf 200 Quadratmetern, barrierefrei auf zwei Etagen zugänglich, doch Bände: 40 Jahre lang hat Walbrodt gekauft, was die Kollegen ausrangierten, vom 80 Jahre alten Kaffeebohnen-Röster über die Brötchenpresse aus der Nachkriegszeit bis zu den geschnitzten Plätzchenhölzern – wundervolle Raritäten warten aufs Anschauen.

Wettbewerbe für Konditoren geplant

Und manch eine Kuriosität: Oder wer hätte gedacht, dass Marzipanformen früher aus Schwefel angefertigt wurden? „Das hab ich in der Lehre selbst noch machen müssen. Und das hat gestunken!“

2006 hat er das Haus an der Holtener Straße gekauft, in dem zuletzt eine „Muckibude“ war. In mühevoller Eigenarbeit baute Walbrodt das Gebäude um. Neue WC-Anlagen sind angelegt worden, auch ein Aufzug für Rollstuhlfahrer.

In einer Art Küche plant Walbrodt, mit Klassen zu werkeln und mit Senioren zu arbeiten. Wettbewerbe für Konditoren will er gestalten. Die Liste ist lang. Langfristig hofft er, auch einige Arbeitsplätze zu schaffen, „allein kann ich das hier ja nicht stemmen“. Das macht er auch nicht: Im Hintergrund ist da stets seine Frau, die die Sammelleidenschaft unterstützt und als Konditormeisterin in der Backstube des Traditionsladens steht.