Oberhausen. Zwei Weltkriege, Freud und Leid von zig Familienangehörigen hat es gesehen. Auch nach 125 Jahren wird dieses Gebäude gehegt und gepflegt wie ein Schatz.

Von der Liebe des Menschen zum Menschen ist schon viel berichtet worden. Auch die Zuneigung von Herrchen und Frauchen zu Hund, Katze, Maus ist oftmals Thema. Doch es gibt auch andere Objekte, auf welche die Leidenschaft sich richten kann: Zum Beispiel auf ein Haus. So geschehen bei Hans-Josef Oostenryck, der das Gedenken an die 125-Jährige Geschichte des Gebäudes an der Hermann-Albertz-Straße Nummer 140 mit viel Herzblut bewahrt.

„Das ist ja nicht nur mein Elternhaus, sondern auch das Elternhaus meiner Eltern“, erklärt Hans Josef Oostenryck sein großes Interesse an der Historie des Gebäudes. Gerade hat er ein Fest zu dessen 125-jährigem Geburtstag organisiert, das genaugenommen schon im vergangenen Jahr anstand. Doch bei einer so alten Dame kommt es auf ein Jährchen mehr oder weniger nicht an. Und Oostenryck, zum Glück längst Rentner, hatte noch ein bisschen mehr Zeit, seine 18-seitige Chronik zusammenzuschreiben, die er den Festbesuchern schenkte, allesamt Freunde und Verwandte, die auch Erinnerungen mit diesem Haus verbinden. Er selbst ist hier geboren, hat seine Töchter hier großgezogen, von denen eine noch unterm Dach wohnt.

Die Gründerväter

„Man schrieb das Jahr 1880“, schreibt Oostenryck. „Der Kölner Dom war gerade nach einer Bauzeit von 600 Jahren vollendet worden. Die junge Stadt Oberhausen zählte 16.000 Einwohner. Und war ein Anziehungspunkt für junge und strebsame Arbeiter und Handwerker.“ Und so zog es auch Joseph und Friederich Oostenryck, der eine Bau-, der andere Zimmermeister nach Oberhausen. Die Mittzwanziger fanden Arbeit, gründeten Familien – und bauten 1887 Häuser auf dem Grundstück Hermann-Albertz-Straße (damals Moltkestraße) 138-142, das sie vom Bauern Stöckmann gekauft hatten. 1889 zog man ein, das gegründete Baugeschäft, eine Bau- und Möbelschreinerei, florierte. In den Werkstätten hinterm Haus gab es Lohn und Brot für 30 Meister und Gesellen.

Das weitere Schicksal von Joseph und Friederich, der eine ist Hans Josef Oostenrycks Großvater, hat der 72-Jährige akribisch festgehalten. Alle Geburten und Sterbefälle, Hochzeiten und Scheidungen trägt der gelernte Bautechniker in seiner Chronik ein. Ein Hobby, das die Aufmerksamkeit des LVR-Museums auf sich gelenkt hat. Dort ist die Familiengeschichte in der Ausstellung „150 Jahre Oberhausen“ zu finden.