Oberhausen.

Zwei Signaltöne schallen durch den Kirchheller Wald. Es ist soweit: Die Sprengung steht unmittelbar bevor. Ein Knall, ächzendes Knacken, die Bäume fallen. Es ist das Ergebnis eines Einsatzes des Technischen Hilfswerkes (THW) Oberhausen und Wuppertal in Absprache mit dem zuständigen Förster.

Die Gründe für die Sprengung sind vielschichtig. Für die Jungs vom THW ist es eine gute Übung, denn Sprengeinsätze gibt es in NRW nicht allzu häufig. Timm Bremekamp (Oberhausener THW) und Holger Christen (Wuppertal) sprengen zwei große Buchen.

Bergbau verursacht Sumpfgebiete

„Zur Ausbildung mussten wir an drei Lehrgängen teilnehmen und eine Prüfung absolvieren. Danach müssen wir im ersten Jahr eine Sprengung leiten, damit wir die Berechtigungskarte erhalten“, sagt Timm Bremekamp, der als Maschinenbaustudent mit Schwerpunkt Ingenieurinformatik das Programm Dynax entwickelt hat. „Damit können wir leichter Messwerte auswerten und Anträge ausfüllen“, erklärt der 23-Jährige.

Eine bloße Übung ist das hier aber nicht: Förster Michael Herbrecht versucht mit Hilfe des THW, durch Bergbau verursachte Waldschäden auszugleichen. Die Schachtanlage Prosper Haniel baue unter dem Kirchheller Wald Kohle ab; ihre Methoden brächten das ökologische Gleichgewicht durcheinander: „Dadurch, dass sie nur punktuell dort, wo es lukrativ ist, abbauen, kommt es zum Ungleichgewicht der Wasserverteilung. Es entstehen Senkungen im Boden, in denen sich Wasser sammelt“, erklärt der 55-Jährige. So entstehe ein Sumpfgebiet. „Viele Pflanzen wie die Buchen kommen mit zu nassen Böden nicht zurecht und sterben ab. Durch die Sprengung der Bäume können sich andere Pflanzen leichter ansiedeln. Einige der Hölzer lassen wir liegen. Insekten finden darin Nahrung, die Vögel können sich von ihnen ernähren. So ist ein Kreislauf wieder geschlossen“, sagt der Förster.

Experimentierfreudige Sprengmeister

Wie vielfältig Sprengstoff eingesetzt werden kann, weiß Martin Schubert genau: „Wir können Stahl teilen und sogar unter Wasser sprengen. Für Pyrotechnik gibt es bei uns auch Lehrgänge“, erzählt der stellvertretende Ortsbeauftragte des THW Oberhausen. Experimentiert wird bei der Sprengung auch. „Diesmal nehmen wir plastischen Militärsprengstoff, um seine Wirkung in Holz zu testen. Wir kneten ihn in Wurstform. Sonst nehmen wir patronierten, also vorgeformten Sprengstoff“, erklärt der 29-jährige Gruppenführer Marco Teiber und wirft einen prüfenden Blick auf die am Boden liegenden Äste und abgerissenen Wurzeln.

In Oberhausen, sagt Alexander Höfer, Sprecher der für Baumfällung zuständigen Oberhausener Gebäudemanagement (OGM), sei bisher nie mit Sprengstoff gefällt worden und werde auch nicht mit Sprengstoff gefällt: „Das würde viel mehr Personal erfordern, und es gibt im Stadtgebiet dafür auch keine Notwendigkeit.“