Während die Zahl der Kinder, die das Friedensdorf im Jahr 2012 zur medizinischen Behandlung nach Deutschland holte, von 371 (2011) auf 316 (2012) leicht sank, stieg die Zahl der Anfragen – u.a. aus Kirgisistan – aus Kriegs- und Krisengebieten mit 615 auf den höchsten Wert seit zehn Jahren. Ein Zeichen dafür, dass nach wie vor in vielen Krisenländern eine medizinische Behandlung von Kindern kaum möglich ist. Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs stellte gestern die Zahlen des Jahres 2012 vor.
Das Jahr sei geprägt gewesen von einem weiter rückläufigen Aufkommen von Einzelspenden mit einem Minus von etwa 500 000 Euro. Bei einem Jahresbedarf von etwa 5,5 Millionen Euro, erklärte Jacobs. Wolfgang Mertens, stellvertretender Leiter der Hilfseinrichtung, relativiert: „Wir haben seit 45 Jahren finanzielle Sorgen, erfahren aber, dass unsere treuen Spender vor allem aus der Region uns immer wieder unterstützen.“
Weniger Krankenhäuser helfen
Mit einigen Großspenden und Mitteln aus Stiftungen zum Beispiel für die Finanzierung der Charterflüge, mit denen die Kinder aus Krisengebieten nach Deutschland geflogen werden, könne ein Teil des Verlustes aufgefangen werden. Thomas Jacobs mit Blick auf die Zukunft: „Wir sind chronisch optimistisch.“
Die Kinder, die über das Friedensdorf 2012 in deutschen Kliniken behandelt wurden, stammen nach wie vor in erster Linie aus Angola (137) und Afghanistan (115). Erstmals kamen drei Kinder aus Gambia und eines aus Kamerun.
Dorffest im Friedensdorf Oberhausen 2010
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Rückläufig war die Zahl der Krankenhäuser, die Freibetten für die kleinen Patienten zur Verfügung stellten. Sie sank von 371 (2011) auf 316. Jacobs: „Vor allem die Fallpauschalen haben den Kostendruck auf die Krankenhäuser enorm erhöht.“ Jacobs rechnet aber nicht damit, dass die Zahl so weit sinkt, dass dies Einfluss auf die Kinderzahlen haben wird: „Wir versuchen auch, neue Krankenhaus-Partner zu gewinnen.“
Steigendes Interesse
Das Gewinnen neuer Spender und Förderer sei eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft: „Wir müssen die Begeisterung für unsere Arbeit und deren Wichtigkeit in der Öffentlichkeit noch stärker kommunizieren.“ Auf steigendes Interesse an der Friedensdorf-Arbeit lässt die Bilanz des Bildungswerkes schließen. Hier stieg die Zahl der Besucher- und Seminargruppen von 62 (2011) auf 77.
Friedensdorf-Patienten
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Auch in Zukunft werde das Friedensdorf – neben der Einzelfallhilfe – die Projektarbeit in den Heimatländern der Kinder vorantreiben. Ein Schwerpunkt liegt hier im Aufbau von Basisgesundheitsstationen in entlegenen Provinzen Kambodschas. Drei entstanden mit finanzieller Friedensdorf-Hilfe im vergangenen Jahr.
Es mangelt an geschulten Erziehern
200 bis 300 Ehrenamtliche sind für das Friedensdorf bundesweit aktiv. Sie betreuen vor allem Kinder während ihres Krankenhausaufenthaltes. Auch 36 Arztpraxen unterstützen die Einrichtung mit Rat und Tat.
Schwierig sei es, genug geschulte Mitarbeiter für den Heimbereich zu finden. Jacobs: „Die Einrichtung der neuen U-3-Plätze zieht enorm viele Erzieher vom Arbeitsmarkt. Und bei uns muss in Schichten gearbeitet werden.“
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