Oberhausen. Heimatforscher erinnern an St. Clemens’ Geschichte als Patronatskirche. Sie glauben, eine 757 Jahre alte Entscheidung wirke in Sterkrade bis heute.
„Der Schlag eines Schmetterlingsflügels im Amazonas-Urwald kann einen Orkan in Europa auslösen“. Kleine Ursache, große Wirkung. Alles hängt zusammen. Nicht nur gerade jetzt. Auch etwas, das vor 757 Jahren geschah, kann noch Auswirkungen auf die heutige Zeit haben. Das belegten die Hobby-Historiker Monika Elm und Wilhelm Mattler am Beispiel der Sterkrader St.-Clemens-Kirche.
Mattler erklärt, warum es bei der Gemeindereform eine so entscheidende Rolle spielte, dass die Propsteikirche vor 757 Jahren zur Patronatskirche wurde. „Sie ist die einzige Patronatskirche in Oberhausen“, sagt Mattler zunächst. „Das erste Kirchengebäude wurde den Zisterzienserinnen mit Feldern, Mühlenrechten und einem Fischteich 1255 von Mechtild von Holte übergeben. Mattler und Elm schreiben: „Weil Mechtild von Holte im Jahre 1281 die Bewohner von Biefang der Sterkrader Kirche zuwies, damit sie dort ihre Sakramente empfingen, wurde St.-Clemens zur Pfarrkirche erhoben.
Kostenaufteilung von 1913 besteht noch heute
„Sterkrade war preußisch“, erzählt Mattler. Nach der Säkularisierung 1803 wurde deshalb der preußische König Patronatsherr. Er löste die Äbtissin ab. Damit hätte Preußen auch für den Unterhalt der Kirche aufkommen müssen. Doch ein Gotteshaus in der tiefsten Provinz zu unterstützen, das lehnte die Obrigkeit ab. Es kam zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Das Gericht entschied schließlich: Preußen müsse zwei Drittel, die Gemeinde ein Drittel der Kosten tragen.
Als Sterkrade am 17. März 1913 das Stadtrecht erhielt, änderte sich noch einmal alles. Preußen kürzte seine Zuschüsse für die Kirche von zwei auf ein Drittel. „Diese Kostenaufteilung besteht noch heute“, schreibt Mattler. Und er weist darauf hin: „Der heutige Patronatsherr ist der Kultusminister.“
Heutige Kirche entstand 1953
Mattler ist überzeugt: „St. Clemens blieb bei der Gemeindereform bestehen und wurde Pfarrkirche, weil ansonsten die Zuschüsse des Landes von einem Drittel auch noch weggefallen wären.“ So hatte eine Entscheidung aus dem Jahr 1255 weitreichende Konsequenzen.
Mattler erzählt noch, die heutige St.-Clemens-Kirche ist nicht die von einst. „Die erste Kirche von 1255 wurde 1872 durch die zweite Kirche auf dem gleichen Baugrund ersetzt.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Kirchengebäude beim letzten schweren Bombenangriff auf Sterkrade sehr stark beschädigt und später abgerissen. Mattler: „Die heute Pfarrkirche entstand 1953.“