Oberhausen.

„Wenn die Altstimme anfängt, wo ist die Sopranstimme?“, ruft Chorleiter Christoph Nierhaus den Sängern zu. „Bitte noch einmal mit mehr Energie, das liegt alles an der Konzentration.“ Bei den letzten Proben sind Motivation und Anstrengung besonders groß: Anlässlich des 130-jährigen Jubiläums des Propsteichores St. Clemens findet am 11. November ein großes Konzert in der Propsteikirche statt.

Anfangs reiner Männerchor

Während der letzten 130 Jahre hat der Chor einiges durchlebt: Der anfangs reine Männerchor, der sich nur um den liturgischen Dienst kümmerte, schloss sich erst rund 40 Jahre nach der Gründung mit dem später entstandenen Damenchor zusammen. Während des zweiten Weltkriegs, bei dem die Clemenskirche samt Orgel zerstört wurde, gab es keine Versammlungen. Erst mit der Weihung des Neubaus acht Jahre später kehrte Normalität für die damals rund 130 Mitglieder ein.

„Die Chorgeschichte spielt im Konzert aber nicht die zentrale Rolle“, sagt der 48-jährige Chorleiter. „Mit dem Kirchenchor Herz-Jesu spielen wir Werke aus verschiedenen Epochen wie Klassik, Barock und Romantik.“ Neben Mendelssohn und Telemann werden auch Haydn und Mozart in der Kirche erklingen. Solisten und Blasmusiker unterstützen den Chor. „In den letzten Wochen sind die Proben natürlich intensiver. Wir gehen gezielt auf besonders schwierige Stellen ein. Spannend wird es, wenn kurz vor der Generalprobe das Orchester hinzukommt, das den Chor begleitet.“ Zudem müsse der Chor neben den Proben den normalen liturgischen Dienst absolvieren, „deshalb proben wir schon seit Anfang des Jahres“.

Bei den Chorsängern, denen viel abverlangt wird, steht trotz allem der Spaß im Vordergrund: „Die meisten sind schon über Jahre dabei“, sagt Dagmar Kroehnert (46). Für sie sei das Chorsingen nicht mehr nur ein Hobby, denn sie habe eine starke persönliche Bindung dazu. „Es sind hier so viele Freundschaften entstanden. Ich bin seit 15 Jahren dabei, und es macht immer noch großen Spaß.“

Hohe Ansprüche

Auch über den Chorleiter, der seit 2008 den Propsteichor leitet, findet sie nur positive Worte: „Auch wenn er von uns viel verlangt und hohe Ansprüche hat, läuft es wirklich sehr gut.“ Ähnliche Erfahrungen macht auch Friedel Dickhoff (73), der seit 1979 mitsingt: „Die Faszination ist auch nach so langer Zeit da. Selbst meine Frau, die sich früher nie traute zu singen, hat Spaß am Chor gefunden.“

Das Konzert am 11. November findet um 16 Uhr in der Propsteikirche St. Clemens statt, der Eintritt ist frei.