Eine riesige Glaswand trennt einen Gastronomiebereich von einer Kapelle ab. Während man in der Kapelle Kerzen anzünden und ein wenig Ruhe finden kann, hat man nebenan die Möglichkeit, leckere Speisen zu genießen. Diesen Schulterschluss findet man seit 2007 in der Bernarduskirche an der Dorstener Straße in Sterkrade. Am Samstag wurde dort der erste Tag der offenen Kapelle gefeiert.
Ab 15 Uhr konnten sich interessierte Besucher dieses Konzept ganz ungezwungen anschauen und es sich gleichzeitig auf dem Hof vor der Kapelle bei Wein, Bier, Kuchen und Gegrilltem gemütlich machen. Viele von ihnen nutzten diesen Tag, um sich die multifunktionale Nutzung des Gebäudes einmal genauer anzuschauen: Als die Bernarduskirche im Jahr 2005 ihren Status als Gemeindekirche verlor, beschlossen die Verantwortlichen, sie nicht ganz zu schließen, sondern in ihr ein neues Konzept zu verwirklichen.
Eine Stahl-Glas-Konstruktion trennt die Kirche seither in der Mitte; somit finden sowohl Trauungen und Taufen als auch Geburtstage, Jubiläen und Tagungen in St. Bernardus ihren Platz. Tobias Fleckner, Inhaber von „Fleckner’s Finest Food“ und seit kurzem der neue Pächter des Restaurants in der Kapelle, war kurz vor dem Startschuss noch etwas unsicher: „Ich weiß nicht genau, was mich erwartet; wie viele kommen.“ Dennoch fügte er optimistisch hinzu, dass er sich auf einen schönen Tag freue. „Die Leute sollen sehen, wie vielfältig diese Kirche ist; nicht nur stocksteif, wie manche die Katholiken beurteilen.“ Mit seinen Mitarbeitern bietet er nicht nur leckere Speisen für bis zu 300 Personen an, sondern gibt ebenfalls Kochkurse und Ernährungsberatungen.
Der Tag der offenen Kapelle wurde nicht nur genutzt, um das Ambiente der Kirche zu genießen, sondern auch um „seine eigene Kirche“ noch einmal zu begutachten, wie eine ältere Dame berichtete. Sie habe dort geheiratet und wolle mal schauen, wie sich das entwickelt hat und wer sich da heute so aufhält. Margaret Horstmann und Marianne Splittorf sind ebenfalls Gemeindemitglieder in St. Bernardus gewesen. Seit dem Umbau im Jahr 2007 zu einem multifunktionalem Gebäude gehören die beiden aber zur Gemeinde St. Clemens. Anfangs waren sie ziemlich enttäuscht über den Umbau in „ihrer Kirche“: „Seitdem gibt es hier ja nur noch ab und an Messen“, sagte Margaret Horstmann wehmütig. Dennoch seien sie seit dem Einzug von „Fleckner’s Finest Food“ positiver gestimmt. „Wir wollen uns mal anschauen, was aus unserer Kirche geworden ist“, lächelten die beiden.
Auch die Pfadfinder von St. Clemens haben sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, sich dieses neue Konzept anzuschauen. Und sie kamen nicht mit leeren Händen: Mit einer eigens mitgebrachten und aufgebauten Schiffschaukel beteiligten sie sich am Tag der offenen Kapelle. „Wir wollen Tobias Fleckner unterstützen“, freute sich ein Freund Fleckners. Die Erlöse, die an diesem Tag gesammelt wurden, kommen der Rumänienhilfe der Sterkrader Gemeinde St. Clemens zugute, die sich regelmäßig an Hilfsgütertransporten in das verarmte Land beteiligt.