Das Klassenzimmer an der Antony-Hütte

Oberhausen. Das LVR-Industriemuseum öffnet ein mehrwöchiges Pilotprojekt mit Viertklässlern nun auch anderen Grundschulen

Den Spielplatz kenne sie ja gut, aber was es mit diesem kleinen weißen Fachwerkhaus gegenüber auf sich hat, das wusste Anna nicht. Bis jetzt: „Das ist ein Museum“, sagt die Zehnjährige über die St.-Antony-Hütte. „Früher stand hier eine große Fabrik, in der Eisen hergestellt wurde. Darüber kann man in dem Museum alles lernen.“

Für Anna und ihre Mitschüler der vierten Klasse an der Tackenberg-Grundschule hat das LVR-Industriemuseum ein besonderes Unterrichtspaket vorbereitet: Über acht Wochen lernen sie in praktischen Arbeiten alles Wissenswerte über die Wiege der Ruhrindustrie, auch darüber, wie ein Hochofen betrieben, ein Wasserrad gebaut oder Eisen hergestellt wird – und das alles nicht etwa im Klassenzimmer, sondern an der Hütte selbst. Ein außerschulisches Pilotprojekt, das nach dem erfolgreichen Start 2011 nun auch für andere Grundschulen in Oberhausen geöffnet werden soll.

Kinder gießen Metalle in Form

An diesem Vormittag drängen sich die Viertklässler der Tackenbergschule um die kleinen Tische, die LVR-Gastführerin Elisabeth Trah unter dem Stahldach des Industriearchäologischen Parks aufgebaut hat. Sie will den Kindern zeigen, wie Metalle in Form gegossen werden. Über der kleinen Flamme eines Gasbrenners erhitzen die Kinder Zinn, das sie dann – „vorsichtig“, mahnt Trah – in eine Teddybär-Form gießen.

„Die Form muss man vorher mit Puder auspinseln, um sie zu schützen“, sagt Aleya. Nur einen Moment hat sie das flüssig werdende Metall in ihrer kleinen Pfanne außer Acht gelassen, schon verfärbt es sich gelblich. Was ist passiert?„Es ist zu heiß geworden“, weiß Viertklässler Pierre.

Projekt soll weiteren Schulen angeboten werden

Sarah Kaleve beobachtet die Gruppe aus zweiter Reihe. Sie hat das Grundschulprogramm zusammen mit den Lehrkräften erarbeitet. Ein Erfolg, sagt sie. „Die meisten unserer Angebote dauern zwei oder drei Stunden, dieses langfristige Angebot entstand aus dem Wunsch der Kinder, mehr über die Antony-Hütte zu erfahren.“ 2011 ist so erstmals eine Grundschule über acht Wochen stundenweise im Museum zu Gast gewesen, nach dem Folgeangebot in diesem Jahr soll das Projektpaket weiteren Grundschulen angeboten werden. Bettina Punsmann, Klassenlehrerin an der Tackenbergschule, begrüßt das. „Dieser außerschulische Lernort bietet den Kindern einen anderen Blickwinkel.“

Pro Einheit werden den Schulen 40 Euro berechnet, die übrigen Kosten trägt das Industriemuseum. Informationen an der St.-Antony-Hütte (Antoniestraße 32) sowie unter www.industriemuseum.lvr.de.