Oberhausen.

Für manche Geschäfte gilt das Motto „ex und hopp“ - heute eröffnet, morgen schon wieder geschlossen. Andere behaupten sich ewig auf dem Markt. So wie das Reformhaus Ewich in Sterkrade. Inhaber Horst Ewich betreibt das Ladenlokal, das vor fast 80 Jahren im Oberhausener Norden eröffnete, nun schon in der dritten Generation.

In dem kleinen Büro hinter dem Geschäft an der Bahnhofstraße 29 hängt noch eine Schwarz-Weiß-Fotografie des Gründers Wilhelm Ewich. Und direkt daneben dessen Prüfungsurkunde zum „Reformwaren-Fachmann“.

Industrialisierung

Der Großvater kam nicht von ungefähr zur „Reformbewegung“, die ihre Wurzeln bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte. „Die Industrialisierung ging auch mit veränderten Lebensmitteln wie Weißmehlprodukten einher“, erinnert Horst Ewich. In Berlin entwickelte sich eine Gegenbewegung, die die natürliche Ernährung wieder in den Vordergrund stellte. Und der schwer magenkranke Wilhelm Ewich hatte sich für die Bewegung interessiert, weil er sich von gesunden Lebensmitteln eine Verbesserung seines Leidens versprach. „Es ging ihm nach der Ernährungsumstellung auch tatsächlich besser“, sagt der Enkel.

Fachklasse

Der Königshardter änderte nicht nur seine Essgewohnheiten, er eröffnete 1934 an der Kantstraße selbst ein Reformhaus. Später folgte ein Umzug zur Steinbrinkstraße. An dem Haus, in dem das Reformhaus damals untergebracht war, hängt noch immer die alte Reklame. „Mit dem damaligen Hausbesitzer war das so abgesprochen, das wir die Reklame nicht entfernen und für einen Nachmieter lassen“, sagt Horst Ewich. Ein Nachmieter ließ aber anscheinend auf sich warten. Denn das Reformhaus Ewich kümmert sich nun schon seit 1997 an der Bahnhofstraße um seine Kunden.

„In dem Jahr habe ich das Geschäft auch von meinen Eltern übernommen“, sagt der heute 59-Jährige. Horst Ewich war das jüngste von drei Kindern. „Ich hab das mit der Muttermilch eingesogen“, antwortet er auf die Frage, warum gerade er das Reformhaus weiterführte. „Meine Eltern haben immer gesagt, das macht mal unser Horst“, erzählt Ewich. Mit zwölf Jahren schon habe er im Geschäft mitgeholfen. Er ging dann auch bei seinen Eltern in die Lehre und besuchte parallel eine spezielle Fachklasse, die es früher an der Berufsschule gab. „Heute wird man an der Reformhaus-Fachakademie in Oberursel ausgebildet“, sagt Horst Ewich. Er selbst hat dort auch Kurse besucht.

"Veganer haben einen großen Zulauf"

In all den Jahrzehnten, in denen es das Reformhaus nun schon gibt, hat sich natürlich viel verändert. „Anfangs gab es ein Programm mit vielleicht 200 Artikeln“, erzählt der Fachmann. Säfte gehörten dazu, Bösen-Brote oder sogenannte Tonika (Stärkungsmittel). Heute verkauft Ewich tausende Produkte. „Es kamen immer wieder neue dazu, zuletzt noch dekorative Kosmetika“, erzählt der Geschäftsmann.

Was er im Moment beobachtet: „Die Veganer haben einen sehr großen Zulauf.“ Warum das so ist, kann er auch nicht sagen. Ansonsten spricht Ewich von Wellen. Mal war es der entschlackende Obstessig, auf den alle schworen. Dann die Widerstandskraft stärkenden Aloe-Vera-Produkte. „Jetzt gibt es eine Steevia-Welle“, schwärmt auch Ewich von der kalorienfreien Natursüße, die aus der Steevia-Pflanze gewonnen wird und anders als künstliche Süßstoffe nicht Appetit steigernd ist.

Weiterbildung

Ewich muss sich auch stets fortbilden und bestens informiert sein. Denn auch das hat sich geändert: „Die Kunden sind über das Internet meist schon sehr gut informiert“, sagt der 59-Jährige, der sich selbst vollwertig ernährt und nur wenig Fleisch isst.

Stadtteilrundgang Sterkrade

Die alte Kantine der GHHFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Die alte Kantine der GHHFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Schmaler Bürgersteig an der SteinbrinkstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Schmaler Bürgersteig an der SteinbrinkstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Der Center Point auf der BahnhofstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Der Center Point auf der BahnhofstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstand und Center PointFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstand und Center PointFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Rundgang durch Oberhausen Sterkrade mit Manfred Assmacher - schöne und häßliche Seiten des Ortsteils werden gezeigt.  Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Rundgang durch Oberhausen Sterkrade mit Manfred Assmacher - schöne und häßliche Seiten des Ortsteils werden gezeigt. Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier war früher KIKFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier war früher KIKFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - das Reformhaus gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - das Reformhaus gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier die alte SparkasseFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier die alte SparkasseFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die neue Apostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Die neue Apostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Restaurant Vier Jahreszeiten im Gebäude der Neuapostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Restaurant Vier Jahreszeiten im Gebäude der Neuapostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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