Oberhausen. .

Die Situation des Einzelhandels in allen Innenstädten des Ruhrgebiets ist von drei Faktoren bestimmt: Eine zunehmende Konkurrenz durch den Ausbau von Geschäftsflächen auf der grünen Wiese und in Einkaufszentren sowie durch den Trend zum Einkauf im Internet; ein steigender Filialisierungsgrad, also die Aufgabe von inhabergeführten Geschäften zugunsten von gleichförmigen Kettenläden; eine steigende Tendenz zu Ein-Euro-Shops und Discountern.

Was also die Stadtzentren von Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen erleben, ist kein spezielles Oberhausener Phänomen, sondern steht im Kontext der Umwälzung des Kaufverhaltens der Bürger. Hier eine Übersicht über die Lage der Stadtzentren:

Die Schließung des Frequenzbringers Kaufhof an der Marktstraße belastet die Attraktivität der Fußgängerzone in Alt-Oberhausen – zumal keine konkrete Nachfolgelösung in Sicht ist. Ansonsten ist die Lage der Marktstraße besser als ihr Ruf bei den Einheimischen, die noch immer an der Hochzeit der Innenstadt in den 60er und 70er Jahren denken. Immerhin existieren heute im Kernbereich der Innenstadt gut 280 Einzelhandelsgeschäfte. Über 160 sind von Inhabern und über 110 von Filialisten geführt. Damit ist der Filialisierungsgrad in der City entgegen vielen Unkenrufen mit rund 40 Prozent vergleichsweise gering.

Acht Millionen Menschen jährlich

Als Beispiele für herausragende Fachgeschäfte gelten das Einrichtungshaus Hülskemper, die Schuhmacherei Kahl, Christies Damenmoden, Sporthaus Wonsyld, Felicitas Höltge, Antiquitäten Bloch, das Spielgeschäft Lausberg, Schuhmode Nicole Müller, Schmitz Möbelkonzepte, Schmuck Schmiemann, Optik Birfelder, die Buchhandlung Karl Maria Laufen, Friedrich Frese Weine und Spirituosen oder auch die Goldschmiede Andreas Haltermann.

Da in der City im Vergleich zu anderen Innenstädten des Ruhrgebiets viele Menschen leben, können neben dem täglichen Wochenmarkt auch zahlreiche Geschäfte für den täglichen Bedarf existieren: Bäcker, Metzgereien, Supermärkte und Blumenläden.

Jährlich besuchen acht Millionen Menschen die Oberhausener City (Centro: 22 Millionen); wöchentlich werden rund 100.000 Besucher per Infrarot gezählt.

„Man kann nicht sagen, dass sich an der Marktstraße nichts bewegt“, sagt City-Manager Franz Muckel. Sein Beweis: Von den nun 150 an der Marktstraße ansässigen Geschäften, Banken, Dienstleistern und Gastronomiebetrieben existierten über 100 Betriebe vor zehn Jahren noch nicht an der Marktstraße.

Discounter und Boutiquen

Die Innenstadt von Sterkrade gilt mit vielen inhabergeführten Geschäften und nur vier Prozent Leerstand als das am wenigsten problematische Zentrum in Oberhausen. Die neuen Geschäftsflächen in dem 2007 erbauten Einkaufszentrum Sterkrader Tor vor der Tür der Fußgängerzone Bahnhofstraße führen jedoch zu Veränderungen der Kundenströme: Das Tor zieht zwar Kunden aus der Umgebung nach Sterkrade für den täglichen Einkauf, doch trotz blau gepflasterter Wege in die Fußgängerzone bummeln noch zu wenige dieser Tor-Kunden durch Sterkrade.

Hier finden die Bürger neben Discountern noch zahlreiche gute Läden mit individuellem und hochwertigem Service. „Dieses Profil bauen wir weiter aus – etwa mit weiteren Boutiquen. Der Branchenmix muss weiter positiv entwickelt werden“, sagt Robbie Schlagböhmer von der rührigen Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) mit fast hundert Mitgliedern. Die Stig organisiert mit den Immobilieneigentümern ein Standortmanagement, wie man Leerstände vermeiden und Kaufmöglichkeiten verbreitern kann. Ein gewisses strukturelles Problem sieht die Stig darin, dass sehr viele Ladenlokale recht klein geraten sind: Große Elektrofachmärkte könnten sich in Sterkrade deshalb nicht ansiedeln.

Als Beispiele für besondere Geschäfte werden genannt: Das Modehaus Lantermann, das 175 Jahre am Ort Textilien verkauft; das Modehaus Assmacher; das seit mehreren Generationen geführte Schuhmode-Geschäft Lambertz; die Fleischerei Kürten mit ihrer berühmten Erfindung einer Bratwurst aus Edelfisch, der auf drei Etagen vergrößerte Händler Küchen Horstmann sowie der 200 Jahre am Ort existierende Laden „Betten Ortmann“.

Stammpublikum in Osterfeld

Der ehemalige westfälische Teil von Oberhausen hat mit seiner Innenstadt am stärksten zu kämpfen. Seit den 60er Jahren sank die Zahl der inhabergeführten Läden in der zentralen Gilden- und Bergstraße von 50 auf 20. Der zweimal wöchentlich stattfindende Markt verzeichnet nicht mehr so viele Händler wie noch vor wenigen Jahren. Die Möglichkeit, für den täglichen Bedarf Lebensmittel und anderes zu kaufen, hat sich reduziert.

Es gab früher Zeiten, da galt der Osterfelder Wochenmarkt als der attraktivste in ganz Oberhausen, wie eingefleischte Pohlbürger sagen. Einige Geschäftsleute halten es nun für falsch, dass die Gildenstraße jemals zur reinen Fußgängerzone umgewandelt wurde - und wollen hier eine belebte Spielstraße mit langsam fahrenden Autoverkehr ermöglichen. „Insgesamt fehlen Magnetbetriebe oder interessante Gastronomie“, meinen Teile des Osterfelder Bürgerrings.

Nichtsdestotrotz weist Osterfeld attraktive inhabergeführte Geschäfte auf, die über ein treues Stammpublikum verfügen: Metzgerei Surmann, Haushaltswaren Großebrockhoff, Optik Giepen, Metalltechnik Viefhaus, die Goldschmiede Christ, Brautmoden Sandforth, Schmuck Winkelheck, die Metzgerei Keulen, Ottos Musikladen. Größter Kundenfrequenzbringer ist die Woolworth-Filiale.