Eine Oberhausener Familie traut sich: Ein Installateur und eine Floristin übernehmen ein Blumengeschäft mit Tradition.

Wenn Frau Staude hinter der Theke steht, dann kann es länger dauern. Nicht, weil sie langsam wäre. Weil ihre Kundschaft auch gerne einmal quatscht, ohne Rosen zu kaufen. Der 32-jährigen Floristin ist das wichtig. Als die ehemalige Angestellte vor fast einem Jahr „Blumen Fink” an der Vestischenstraße übernommen hat, da taten nämlich die Kunden ihr Schärflein dazu: „Machen Sie das doch, wir kommen auch!” Auch so kann man gründen.

Und so sind es auch jetzt, fast ein Jahr später, die Stammkunden, die während des Adventsgeschäfts in den Laden kommen. Die Weihnachtssterne stehen in der Mitte, rot, rot-weiß, creme, mit Glitter, ohne Glitter, der Bubikopf trägt Schnee und die Rosen Goldlocken. Wer durch die Tür in den kleinen freien Raum dazwischen tritt, „da wissen wir oft schon, was gekauft wird”, erzählt Hans-Gerd Staude, ebenfalls 32 Jahre alt. Der Ehemann ist Inhaber und eigentlich Installateur. Als der Bandscheibenvorfall ihn zum Krankenschein zwang und sein Arbeitgeber ihm prompt kündigte, wagten die Eheleute den Schritt in die Selbstständigkeit.

Die Finks, Blumenhändler in zweiter Generation, hatten seine Frau gefragt, ob sie das Traditionsgeschäft nicht übernehmen wolle. Schließlich ist Daniela Staude seit sieben Jahren dort beschäftigt. „Ich werde oft genug gefragt, ob ich die Tochter bin, ist ja auch naheliegend.” Die treuen Kunden, eine erstrittene Abfindung und der Gründungszuschuss des Mannes: „Das finanzielle Risiko war überschaubar.” Also sagten sie zu und renovierten gründlich. Die Kellerregale mussten weichen, eine neue Theke her und eine nette Blumentapete. Das angestaubte Sortiment haben die Staudes gründlich erneuert, heute gibt es auch Orchideen und Bananenpflanzen und kleine Deko-Artikel zum Verschenken, um auch jüngere Kundschaft anzulocken.

Es ist die „Omma von nebenan”, die bei den Staudes einkauft, und weil die oft nicht mehr mobil ist und trotzdem Blumen liebt, kommen die Staudes einfach zu ihr. Im Seniorenstift gegenüber haben sie einige Kunden, deren Balkonkästen sie bepflanzen, Hans-Gerd Staude pflegt die Gräber oder mäht das Gras. Service, der auch von Billig-Anbietern abheben soll, denn Blumen gibt es längst nicht nur im Blumengeschäft: „Das Gesteck für Allerheiligen holen sich die Leute für 6,99 im Discounter, da können wir nicht mithalten. Bei uns ist ja alles Handarbeit”, erklärt Hans-Gerd Staude.

Noch bekommt die Familie Staude Gründungszuschuss, im Sommer wird sich entscheiden, wie tragfähig ihr Konzept wirklich ist. Denn dann muss der Ertrag aus dem Blumenladen auch für die drei – ja, drei – Kinder reichen. Die Jüngste kam im Oktober zur Welt, die anderen beiden gehen schon zur Schule. Sechs Wochen nach der Geburt hat sich Daniela Staude wieder hinter die Theke gestellt. Weil sie beide im Blumenladen arbeiten und eine Aushilfe angestellt haben, außerdem die Schwiegermutter hilft, kommen die Kinder nicht zu kurz. „Das können Sie ruhig schreiben,” sagt Frau Staude, „viele trauen sich ja nicht. Selbstständig sein und Kinder haben, das geht.”