Oberhausen. . Im abgelaufenen Jagdjahr war die Ringeltaube in Oberhausen das meist geschossene Tier. Tendenziell gehen die Abschusszahlen aber seit Jahren zurück
Die Ringeltaube lebt gefährlich: 642 Exemplare wurden im Jagdjahr 2013/2014 allein in Oberhausen geschossen – damit gehört sie zu den meist erlegten Tieren in der Stadt wie auch in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt wurden vom 1. April 2013 bis zum 31. März dieses Jahres 1626 Tiere in dieser Stadt erlegt. Dies geht aus einer Erhebung der Unteren Jagdbehörde hervor. Nach Tauben gehören Kaninchen mit 370 Abschüssen zu den meist erlegten Tieren des vergangenen Jagdjahres – ein Grund hierfür liegt wohl in der zurzeit auch in Oberhausen verbreiteten Myxsomatose, im Volksmund auch Kaninchenseuche genannt.
Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberhausen, beklagt im Hinblick auf die kranken Kaninchen Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern: „Wir sind in den vergangenen Wochen vielfach durch die Stadt gefahren, um kranke Kaninchen abzuholen und gegebenenfalls einschläfern zu lassen. Wenn wir die Jagdpächter bitten, ein krankes Kaninchen von seinem Leid zu erlösen, stoßen wir oft auf taube Ohren.“ Zwar stünden Tierschutzverein und Kreisjägerschaft in regelmäßigem Kontakt, doch sei das Verhältnis eher unterkühlt: „Für mich persönlich ist die Jagd nicht mit den Prinzipien des Tierschutzes vereinbar“, so Barth. Das System sei nicht transparent genug und die Position der Jäger, durch das Töten gesunder Tiere die Population ihrer Arten regeln zu wollen, teils auch ein überstrapaziertes Scheinargument.
Biologisches Gleichgewicht
Gisela Matten, Vorsitzende der Kreisjägerschaft, wirbt derweil um mehr Verständnis für die Jagd, die aus ihrer Sicht keineswegs im Widerspruch zu den Idealen des Tierschutzes steht, sondern – ganz im Gegenteil – untrennbar mit ihm verbunden ist. „Wir sorgen dafür, dass das biologische Gleichgewicht in unseren Wäldern erhalten bleibt und kümmern uns gleichzeitig um kranke Tiere, legen Biotope an und verbessern die Vermehrungsmöglichkeiten bedrohter Arten.“
Der Jäger als Wächter des Waldes – ein altes, wenn auch immer wieder umstrittenes Idealbild. Vor allem Greifvögel stünden unter dem Schutz und dürften im Übrigen auch nicht geschossen werden. Um wirtschaftliche Interessen gehe es dabei nicht: „Die Jagd ist eine Passion. Zwar dürfen Jäger das erlegte Wild auch verkaufen, aber reich wird man damit keinesfalls.“ Zumal Jäger auch die Jagdpacht zahlten und in die Pflege der Biotope investierten.
Oberhausen folgt indes dem Landestrend, demzufolge die Abschusszahlen seit Jahren zurückgehen. Reiner Süselbeck, Mitarbeiter bei der Unteren Jagdbehörde, führt hierfür einen simplen Grund an: „Es gibt immer weniger Wild. Durch das Versiegeln von Flächen oder landwirtschaftliche Nutzung wird eben auch viel Lebensraum von Tieren zunichte gemacht.“