Oberhausen. . Martin Hagemann geht auf außergewöhnliche Art und Weise gegen Überpopulationen von Tieren vor. Statt Hunden hat er Frettchen „Blondie“ und Habicht „Madras“ dabei. „Die Kaninchen sollen aber nicht ausgerottet werden“, betont der 50-Jährige.

Martin Hagemann hat ein außergewöhnliches Hobby. Seit 2010 ist er Falkner und geht mit seinem Team – zu dem das Frettchen „Blondie“ und der Habicht „Madras“ gehören – in Oberhausen auf die Jagd.

Seine Jagdgebiete sind Orte, an denen nicht mit Waffen gejagt werden darf – beispielsweise Gebiete an der Emscher. Dort habe es im vergangenen Jahr eine Überpopulation an Kaninchen gegeben, so dass die Ufergebiete Ähnlichkeit mit einem Schweizer Käse gehabt hätten, sagt der 50-Jährige: „Die Jagd soll die Kaninchen nicht ausrotten, es soll eine gesunde Population entstehen.“

Wie eine Frau beim Shoppen

Diese besondere Art der Kaninchenjagd, das sogenannte Frettieren, biete einige Vorteile gegenüber der Jagd mit Gewehr und Hund. „Frettchendamen sind klein und beweglich“, sagt Hagemann schmunzelnd. „Wenn sie einen Kaninchenbau durchqueren, ist dies vergleichbar mit einer Frau beim Shoppen. Sie hetzen aufgeregt durch den Bau und nehmen die Witterung auf.

3500 Jahre alte Tradition aus Zentralasien

Die Beizjagd oder Falknerei entstand vermutlich vor 3500 Jahren in Zentralasien. Heute noch wird diese Form der Jagd in der Mongolei vom Vater zum Sohn überliefert.

Über die Falkner-Gilde Oberhausen können Interessierte weitere Informationen zur Ausbildung und zu Aufgaben der Falkner erfahren. Vorsitzender ist Manfred Haas.

Weitere Informationen gibt es bei Frank Schalwat, Sterkrader Straße 193, 47447 Moers, mobil zu erreichen unter 0162-67 68 467.

Die Frettchendame „Blondie“ durchquert den Bau und treibt die Kaninchen heraus. Währenddessen wartet Martin Hagemann mit seinem Habicht am Hang. Sobald die Kaninchen aus dem Bau rennen, nimmt „Madras“ die Jagd auf. Die Kaninchen haben eine tatsächliche Chance ins Unterholz zu flüchten, denn sie lernen mit der Jagdsituation umzugehen“, erklärt der Falkner. Hagemann berichtet, dass es sich um eine Naturjagd handelt. „Tiere jagen, um zu überleben.“

Gefährliche Situationen

Doch auch einem ausgebildeten Jagdvogel könne die Beute entgehen. „Es kam schon zu gefährlichen Situationen. Häufig sind die Jagdgebiete von festen Metallzäunen umgeben, die können für den Vogel tödlich sein“, erzählt Hagemann. „Bei unserem letzten Flug in dieser Saison wurde der Vogel von einem Kaninchen in den Bau gezogen. Ich musste ihn dann ganz vorsichtig aus den Fängen des Kaninchens befreien. Aber es ging alles gut aus.“

Für Martin Hagemann stehen die Sicherheit und die Gesundheit seiner Tiere an erster Stelle. Ihm komme es nicht auf den Jagderfolg an, sondern darauf, dass die Tiere bewegt werden, Spaß haben und ihrem natürlichen Instinkt folgen können. Sobald es brenzlig für die Tiere werde, breche er die Jagd ab.

Massensterben durch Viruserkrankung

Im Gegensatz zum Jahr 2013 ist der Falkner in dieser Saison häufig ohne ein Kaninchen von der Jagd zurückgekehrt. Grund dafür sei eine schwere Viruserkrankung, die bei den Kaninchen zum Massensterben führe.

Die Jagdsaison geht von Oktober bis Februar. Wenn das Wetter feucht und bedeckt ist, ziehen sich die Tiere in ihren Bau zurück, dann sind sie leichter zu jagen, als wenn die Tiere sich auf Wiesen tummeln. Denn dann fällt es dem gefiederten Jäger schwer, sich für ein Opfer zu entscheiden. „In dieser Saison war das Wetter zu gut, die Tiere waren zu oft draußen. Wir haben häufig nur ein Kaninchen mit nach Hause gebracht“, sagt Hagemann.

Hungrig in die Jagdsaison

Den Rest des Jahres bereiten sich die Tiere auf die Jagd vor. Zum Vergleich: Hagemanns Habicht wiegt außerhalb der Jagdsaison um die 1125 Gramm, während der Jagd rund 850 Gramm, denn die Vögel müssen hungrig sein, um Beute zu machen.

Neben der Jagd engagiert sich Martin Hagemann für die Erhaltung der seltenen Tiere. In Naturschutzgebieten verteilt er Brutkästen für Falken, in denen sich jedes Jahr erneut junge Falken wiederfinden.

„Trotz der dichten Bebauung in Oberhausen haben die Vögel ihren Weg in die Stadt gefunden“, erklärt der Falkner. „Es gibt überraschend viele Greifvögel in Oberhausen. Sie haben sich ihren Umweltbedingungen angepasst und die Bestände haben sich erholt.“