Oberhausen. Investitionen in den Nahverkehr befürwortet die Ratsfraktion. Aber die geplante Verbindungsstrecke der Linie 105 sei zu teuer. Zudem habe es bisher schon zu viele Einschnitte beim Nahverkehrsunternehmen Stoag gegeben. Stadtviertel seien im Liniennetz benachteiligt.

Die fünfköpfige Linke Liste im Rat spricht sich zwar eindeutig dafür aus, dass die Bürger über den 80-Millionen-Euro teuren Lückenschluss zwischen Frintrop und Centro entscheiden sollen, will im Vorfeld aber keine klare Empfehlung für oder gegen die Linie 105 abgeben. „Die Stadt besitzt mündige Bürger, die selbst die Argumente für und gegen einen Ausbau der Linie abwägen und entscheiden können“, sagt der neue stellv. Linken-Fraktionschef Martin Goeke. Das Ziel der Linken bleibe es aber, einen bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr zu fordern.

So erklärt Fraktionsvorsitzender Yusuf Karacelik, man begrüße zwar Investitionen in den Nahverkehr, doch: „Wir können uns jedoch sinnvollere Projekte vorstellen als den Ausbau der 105, der für die Stadt 16 Millionen Euro an Ausgaben und erhebliche Folgekosten bedeutet. Auch sehen wir es nicht als höchste Priorität an, dass das Centro besser erreichbar wird. Auf der Strecke bleiben viele Gegenden der Stadt, in denen mehr Menschen wohnen. Hier muss der Nahverkehr ausgebaut werden.“

Linien gestrichen, Takte schlechter

Die Linken wundern sich darüber, dass die Stadtspitze „uns Jahr für Jahr weismachen will, dass die Oberhausener Kassen leer seien und beim Liniennetz der Stoag kräftig gespart werden müsse“, um jetzt eine Strecke teuer ausbauen zu wollen, wenngleich zu über 80 Prozent mit Bundesgeldern.

„Gegen unsere Stimmen sind in den letzten Jahren vermehrt Linien zusammengelegt oder gestrichen worden und/oder die Taktung ist deutlich unattraktiver geworden. Auch das Nachtnetz beginnt inzwischen am Abend und wurde von vielen Berufspendlern stark kritisiert, die im Schichtbetrieb oder Einzelhandel arbeiten“, meint Goeke. „Diese Kürzungen im Liniennetz hatten zur Folge, dass einzelne Stadtgebiete immer schlechter zu erreichen sind, was sich auch in den Nutzerzahlen der Stoag niederschlug. Es ist damit absolut unverständlich, dass die Stadt nunmehr bis zu 16 Millionen für eine Linie von 3,5 km Länge auf einen Schlag aufbringen kann.“

Ausbau bestehender Linien

Nach Meinung der Linken muss die Priorität eindeutig auf den Ausbau der bestehenden Linien und Taktzeitverkürzung gesetzt werden, statt auf ein Leuchtturmprojekt. Dennoch sehen die Linken auch viele Vorteile der 105: „Auf der anderen Seite haben wir das Kirchturmdenken der Ruhrgebietsstädte dafür stets kritisiert, dass es kaum städteübergreifende Verbindungen gibt und somit die Menschen zwangsläufig auf Autos angewiesen sind. Von daher wäre die Linie 105 ein erster Schritt, die Verbindungslücke nach Essen zu schließen“, argumentiert Goeke. Für viele Berufspendler würde eine direkte Verbindung von Oberhausen nach Essen erhebliche Vorteile mit sich bringen.

Wenn die Linie 105 komme, dürfe sie nicht nur bis zur Neuen Mitte fahren, sondern müsse eine Anbindung zum Oberhausener Hbf und nach Sterkrade Bf erhalten.