Oberhausen. . Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stellt eine aktuelle Studie zu Notrufen vor. Auch in Oberhausen wird oft die 112 gewählt, ohne dass eine Notsituation vorliegt. Dennoch sollte im Zweifelsfall lieber der Notarzt verständigt werden
Jeder dritte Notruf, der über die Nummer 112 einläuft, ist eigentlich keiner. Dies geht aus einer aktuellen und bundesweiten Erhebung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hervor. Dr. Wilfried Abel, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt, kann diese Zahlen für Oberhausen bestätigen. „Es ist so, dass rund einem Drittel der Notrufe kein Notfall zugrunde liegt.“ Abel will den Oberhausenern dabei jedoch keine Missbrauchsabsichten unterstellen. „Ich will nicht ausschließen, dass es auch sogenannte Spaßanrufer gibt, die den Notruf missbrauchen“, so Abel. „Doch ist dies eher ein verschwindend kleiner Anteil. Wer einen Anruf an die 112 abgibt, wird sicher selbst das Gefühl haben, in einer Notlage zu stecken.“ Darum werde natürlich auch jedem Notruf nachgegangen. „Im Zweifel fahren wir lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig raus.“
Insgesamt ist die Zahl der Rettungseinsätze in den vergangenen Jahren in Oberhausen enorm gestiegen – zwischen 2000 und 2011 gab es ein Plus von 29 Prozent auf dann 13 961 Fahrten. Auch die Notärzte werden immer öfter angefordert – im selben Zeitraum haben sich die Einsatzzahlen fast verdreifacht, auf 5267 Einsätze im Jahr 2011 „Aus Gesprächen mit Kollegen und meiner eigenen Erfahrung schätze ich, dass in rund 60 Prozent der Fälle der Notarzt nicht gebraucht wird, sondern die Rettungssanitäter durchaus alleine zurecht kämen.“
Patienten schätzen Schwere der Erkrankung falsch ein
Mehrere Gründe würden zu dieser Entwicklung beitragen, so Abel. „In vielen Fällen ist es sicherlich die Wahrnehmung der Patienten, dass sie schlimme Beschwerden haben, die sofort behandelt werden müssen.“ Bei Schmerzen oder Dauerhusten würde unter Umständen bereits die 112 gewählt. Abel erklärt sich das damit, dass die traditionelle Bindung an den eigenen Hausarzt in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen hat. „So fällt der erste Ansprechpartner für derartige Fälle weg.“ Der ärztliche Bereitschaftsdienst, der sich außerhalb der Sprechzeiten um Erkrankungen kümmert, die nicht lebensbedrohlich sind, sei nicht bekannt genug.
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Auch würden einige Patienten die Schwere der eigenen Erkrankung falsch einschätzen. „Der Disponent in der Einsatzzentrale hat nur wenige Momente Zeit, um am Telefon die Situation einzuschätzen“, erklärt Abel. Da laut Gesetz in der Regel innerhalb von neun Minuten Rettungskräfte vor Ort sein müssen, würden dann im Zweifelsfall Sanitäter oder gar Notärzte verständigt. „Dass wir dann oft nicht gebraucht werden, lässt sich jedoch kaum verhindern.“