Oberhausen. Bei einem Wochenendseminar übten Notärzte und Rettungsassistenten aus Oberhausen die ersten Schritte bei der Versorgung von Schwerst- und Mehrfachverletzten. In den ersten sieben Minuten der Hilfe für solche Unfallopfer werden wichtige Weichen für die spätere richtige Behandlung in einem Krankenhaus gestellt.

Kaum jemand muss in Oberhausen nach dem Notruf länger als zehn Minuten warten, bis die Besatzung eines Rettungswagens vor Ort ist. Und doch sieht Dr. Wilfried Abel, Chef des Rettungsdienstes in der Stadt, bei Schwerst- und Mehrfachverletzten noch Verbesserungsmöglichkeiten. Sie in die Praxis umzusetzen, war jetzt Ziel einer zweitägigen Fortbildung an der Hauptfeuerwache Brücktorstraße.

Je zwölf Notärzte und Rettungsassistenten machten sich dort Samstag und Sonntag mit einem in den USA entwickelten Verfahren vertraut.

Routine schwer zu bekommen

„Wir haben in Deutschland jährlich 35.000 solcher Schwerst- und Mehrfachverletzter“, sagt Abel. „Davon sterben noch zu viele.“ Zwar seien das nur drei bis fünf Prozent aller Patienten im Rettungsdienst. Gleichzeitig bedeute das aber für die Helfer, dass es praktisch unmöglich sei, Routine zu bekommen. Denn sieben von zehn Einsätzen sind internistische Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

„Wenn es gelingt, bei Beckenverletzungen, bei denen Blutgefäße reißen, die innere Blutung zu stoppen, kann die Sterblichkeit um 30 % gesenkt werden“, gibt Unfallchirurg Abel ein Beispiel.

Festes Ablauf-Schema

Für die Organisatoren der Fortbildung, Frank Kluge, Dr. Daniel Schroer und Markus Hangert, galt es deshalb, mit den Kollegen das von den Amerikanern entwickelte Ablauf-Schema einzustudieren. „Das ist Teamarbeit“, sagt Hangert, „und die muss trainiert werden.“

Es gilt, sich unter den chaotischen Bedingungen eines schweren Unfalls strikt daran zu halten, zuerst die Atemwege der Verletzten zu sichern und gleichzeitig ihre Halswirbelsäule zu stabilisieren. „Selbst wenn einem das Blut entgegenspritzt“, sagt Abel. Denn sonst ersticke der Patient. Dann gehe es darum, die tatsächliche Atmung zu sichern. Erst in einem dritten Schritt kämen die Blutungen an die Reihe. Das Sorgenkind dabei sind innere Blutungen, auf die man nur indirekt, etwa durch Pulstasten, schließen kann. Schließlich müssten Probleme wie Lähmungserscheinungen beachtet werden.

Beckenschlinge rettet Leben

Und so übten die Teilnehmer in einer Fahrzeughalle aneinander unter anderem, Abbindemanschetten zur Blutstillung bei abgerissenen Gliedmaßen anzulegen. Sie hoben sich gegenseitig vorsichtig auf das wirbelsäulenschonende Spineboard, ein röntgendurchlässiges Transportbrett, und legten sich auch im Wechsel die Beckenschlinge an - zur Blutstillung bei Beckenverletzungen.

Im Schnitt sieben Minuten benötigten sie für die Abfolge der Schritte. „Vorausgesetzt, dass ei­nem am Unfallort nicht dauernd jemand dazwischen redet“, bilanziert eine Notärztin.