Oberhausen. . Die Wohlfahrtsverbände kritisieren, dass nicht genug für die Altersgruppe 50Plus getan wird. Dabei werde ein großes Potenzial für den Arbeitsmarkt verschenkt. Das Oberhausener Jobcenter kontert: Wir unterstützen jeden!

Die Wohlfahrtsverbände in Oberhausen und Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm: Denn zum einen würde ein Teil der über 58-jährigen Arbeitslosen nicht in der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit auftauchen. Zum anderen würden Hartz-IV-Empfänger über 50 Jahre seltener durch Maßnahmen gefördert werden. Dies sind Ergebnisse aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW, der nun vorgelegt wurde. „Die arbeitsmarktpolitischen Mittel sind insgesamt in den vergangenen Jahren massiv zurückgefahren worden“, kritisiert Jochen Kamps, Chef der Oberhausener Arbeiterwohlfahrt und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der hiesigen Wohlfahrtsverbände. „Vordergründig wird das mit der konjunkturellen Belebung erklärt.“ Doch komme diese bei den älteren Arbeitslosen nicht an.

Die Aktivierungsquote, also die Teilnahme von Älteren an Maßnahmen, liegt deutlich unter der jüngerer Arbeitsloser – im März lag sie bei den über 50-Jährigen bei 3,9 Prozent im Vergleich zu 6 Prozent insgesamt. Kamps regt sich darum über die Sonntagsreden auf. „Nicht nur von Seiten der Politiker wird ständig vom Fachkräftemangel gesprochen, auch die Arbeitgeber führen dieses Problem an.“ Dass es dann aber umgekehrt auch in Oberhausen immer Langzeitarbeitslose in der Altersgruppe 50Plus gibt – im März 2014 waren es 4252, im Vorjahresmonat nur 4106 – passe nicht zusammen. „Viele dieser älteren Arbeitslosen bringen einen großen Schatz an Erfahrungen mit sich, den sie sich angeeignet haben.“ Sie könnten damit Betriebe und Unternehmen bereichern.

Das Selbstbewusstsein stärken

Gleichzeitig will Kamps nicht verhehlen, dass diese Menschen sich vielleicht mit ihren festgefahrenen Strukturen zufrieden gegeben haben oder auch nicht mehr die Leistung bringen können, wie zu Beginn ihres Arbeitslebens. „Aber dann ist es eben die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diesen Menschen eine Perspektive zu geben.“ Der AWO-Chef erneuert seine Forderung nach einem dritten, staatlich geförderten Arbeitsmarkt. „Die Arbeitgeber sind jedoch auch gefordert. Sie dürfen nicht dem Ideal eines 30-Jährigen mit 15 Jahren Berufserfahrung hinterher rennen, sondern müssen sich auch an der Förderung Älterer beteiligen.“

Josef Vogt, Pressesprecher des Oberhausener Jobcenters, will die Kritik nicht unbeantwortet lassen. „Es ist mitnichten so, dass ältere Arbeitslose keine Unterstützung erhalten.“ Doch sei die Vermittlung teilweise nicht einfach. „In dieser Altersgruppe gibt es einen gewissen Anteil Langzeitarbeitsloser.“ Auch würden gesundheitliche und fachliche Defizite die Arbeitsplatzsuche erschweren. „Dennoch versuchen wir jeden Arbeitslosen, egal in welchem Alter, Angebote an die Hand zu geben.“

So gebe es mit dem Programm „Best Ager“ eine passgenaue Unterstützung. „Das Problem ist, dass diese Maßnahmen nicht in die offizielle Statistik der Arbeitsagentur einfließen“, so Vogt. 1584 ältere Arbeitslose seien in diesem Jahr bereits in der hiesigen Außenstelle des durch den Bund geförderten Projektes beraten worden. „EDV-Kurse gibt es dort ebenso, wie Unternehmungen, die das Selbstbewusstsein stärken sollen.“