Oberhausen. Der Startschuss für den Bau einer zehn Kilometer langen, unterirdischen Kanaltrasse unter Oberhausen ist gefallen. Die Abwässer sollen künftig nicht mehr oberirdisch über die Emscher abgeleitet werden, sondern im Kanalsystem. Die Renaturierung des Flusses fördert den Strukturwandel.
„Ein Meilenstein“, „Ein Jahrhundertprojekt“, „Der größte Abwasserkanal Europas“ – mit Superlativen sparten die Festredner nicht, als gestern die Emschergenossenschaft kurz hinter der Stadtgrenze in Bottrop den Startschuss für den Bau einer zehn Kilometer langen, unterirdischen Kanaltrasse gab. Rund 170 Millionen Euro werden dafür investiert. 2017 soll die Doppelrohrstrecke fertig sein.
Auf die Bedeutung des gesamten Emscherumbaus, der über 51 Kilometer von Dortmund bis Dinslaken reicht, wies Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler in seiner Begrüßung hin. Nicht nur dass die Abwässer von über 2,2 Millionen Menschen unterirdisch abgeleitet und in modernsten Anlagen aufbereitet werden, „es entstehen auch viele Freiflächen, was eine einmalige Chance für die Region bedeutet.“ Dazu gehört auch, dass die Kloake Emscher und ihre Nebenläufe renaturiert werden.
„Wir bauen das neue Emschertal“, sagte Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Dies sei auch Ausdruck des Strukturwandels. „Die Anrainer sind froh, dass es dieses Projekt gibt“, meinte der Oberhausener Bürgermeister Klaus-Dieter Broß.
Kanalelemente werden unterirdisch verlegt
Nach alter Bergmännischer Tradition übernahm eine Frau die Patenschaft für den Tunnelabschnitt: Oberhausens Umwelt- und Planungsdezernentin Sabine Lauxen. Für sie steht fest, dass sich mit dem neuen Abwasserkanal und der Renaturierung der Emscher und ihrer Seitenarme auch das Freizeitgefühl der Bürger verändern wird. Ein weiterer Effekt sei, dass sich die Artenvielfalt von Flora und Fauna vergrößere. Nachdem Pfarrer Reinhard Potts die Figur der Heiligen Barbara – sie ist die Schutzpatronin der Bergleute – gesegnet hatte, stellte Lauxen die Figur in einen kleinen Schrein am Fuße des 27 Meter tiefen Schachts.
Von hier aus werden sich zwei jeweils 80 Meter lange Vortriebsmaschinen durchs Erdreich fressen. Die Abwasserrohre werden nicht komplett verbaut, sondern setzen sich aus einzelnen Segmenten zusammen. 17.000 solcher Elemente werden eingesetzt, jedes wiegt 6,6 Tonnen. Verlegt werden die Kanalelemente ausschließlich unterirdisch, die acht Schächte, die ausgehoben werden müssen, liegen alle außerhalb der Straßenbereiche, so dass keine Straßensperren für den Bau der beiden Tunnelröhren eingerichtet werden müssen.