Oberhausen. . Im Stadtbild von Oberhausen gibt es eine Menge Skulpturen. Stadtführer Ingo Dämgen kennt sie alle. Im Volkshochschulkurs lernen die Teilnehmer auch die versteckten kennen. „Geschenk der Partnerstadt Saporoshje“ sorgt für Gesprächsstoff.

Oberhausen ist eine Malocherstadt. Und Malocher haben keinen Sinn für Kunst. Richtig? Falsch! Auch die Ruhrgebietsstadt bietet Skulpturen und Kunstwerke. Mit dem richtigen Blick, wachsen sie plötzlich an allen Ecken aus dem Erdboden.

Die sieben Teilnehmer der Volkshochschulführung stehen am Bert-Brecht-Haus im Halbkreis um Ingo Dämgen. Fachkundig führt der Geograf auf seinem Kunstrundgang durch die Stadt. Vom Saporoshje-Platz spaziert die Truppe entlang der öffentlichen Kunstwerke durch Oberhausen.

Versteckte Kunstwerke finden

Fließende Grenze zwischen Kunst und Städteplanung beim Brunnen vor dem Bert-Brecht-Haus. Auf dem der Partnerstadt gewidmeten Platz findet sich schon eine Menge Gesprächsstoff für Kunstliebhaber: Das „Geschenk der Partnerstadt Saporoshje“ in Form eines gewaltigen Steinblocks und „Wachstum“ eine Skulptur aus rotem Sandstein.

Die achtköpfige Gruppe zieht es durch den Hauptbahnhof. Kurz muss Dämgen seine Ausführungen für eine Verspätungsdurchsage unterbrechen. Ein paar jugendliche Fußballfans ziehen grölend in Vereinsfarben vorbei. Auch zwischen Gleisen und Schließfächern lassen sich Kunstwerke aufspüren. Ein Passant bleibt stehen und lauscht skeptisch, während er sich eine Zigarette dreht. Dämgen zeigt auf die Wand hinter sich: „Dort sehen wir Die Familie, ein Gusseisenrelief von Ernst-Müller-Blensdorf.“ Zustimmendes Nicken und Raunen in der Gruppe. Das Werk kennen die Oberhausener, bewusst betrachtet hat es bisher kaum jemand. „Hier bekommt man die Augen geöffnet für Kunst, an der man sonst einfach vorbei geht“, sagt Inge Scheibe, Teilnehmerin bei der Tour.

Und tatsächlich, für die versteckten Werke geht es auch durch die Botanik. Um zur silbernen Schnecke von Horst Wolframm zu gelangen, stapfen die Skulpturensucher durch die wildwüchsige Hecke im Park an der Luise-Albertz-Halle. Sonst nur als fast verstecktes Objekt wahrgenommen, verwandelt sich die Schnecke mit Dämgens Ausführungen zum Geschöpf mit Geschichte: „Die rumänische Literatin Lia Bunger war der Figur auf einem Spaziergang begegnet und hat prompt ein Theaterstück mit dem Titel ,Die Schnecke von Oberhausen´ verfasst.“

Kunstballungsraum

Nach einer guten Stunde ist die Hälfte der städtischen Skulpturen abgeklappert. Müde Füße werden bei den Stopps auf Bänken ausgeruht. Mit so vielen Werken auf dem Spaziergang hatten wohl die meisten Teilnehmer nicht gerechnet. Für Dämgen ist die Führung vor allem ein Hobby. „Vieledenken bei Oberhausen an eine Malocherstadt ohne Kunstverständnis, dem möchte ich entgegenwirken. Sonst zieht es die Stadt und seine Bürger noch zusätzlich runter.“ Dämgen freut sich, dass so viele Teilnehmer gekommen sind: „Da muss ich jetzt mal ein Lob aussprechen.“

Die Umgebung rund um die Luise-Albertz-Halle ist ein Kunstballungsraum. Auch „Der Eisenmann“, Skulptur vom Oberhausener Künstlerurgestein Walter „Kuro“ Kurowski, hat hier ihren Platz gefunden. Eine Fahrradfahrerin schlängelt sich durch die Gruppe und kommentiert den Vortrag im Vorbeifahren: „Ich war auch schon mal dabei. Das ist eine tolle Tour.“