Oberhausen. . Wer in der Öffentlichkeit seine Notdurft verrichtet, der kommt in Oberhausen vergleichsweise günstig davon. Das zeigt der kuriose „Wildpinkler-Atlas“. In Oberhausen kassiert das Ordnungsamt 25 Euro - in Köln stolze 200 Euro. Gezielt geht das Oberhausener Amt ohnehin nicht gegen diese Unsitte vor.
Es ist Open-Air-Saison: Das ruft auch jede Menge Wildpinkler auf den Plan. Wo viel getrunken wird, da drückt eben auch mal die Blase. Und wo der Weg zur nächsten Toilette zu weit ist, da hält schnell der nächste Busch als stilles Örtchen her. Aber seine Notdurft einfach an der frischen Luft zu erledigen, wird selten gerne gesehen.
Deswegen gehen deutsche Kommunen mittlerweile rigoros gegen Wildpinkler vor. Das geht aus dem Deutschen Wildpinkler-Atlas hervor. Durchschnittlich muss jemand, der seine Notdurft in der Öffentlichkeit erledigt und erwischt wird, zwischen 35 und 75 Euro zahlen.
Fast ein Schnäppchen
In Oberhausen ist dieses Delikt mit 25 Euro fast schon ein Schnäppchen – vor allem, wenn man sich Städte wie Köln anschaut. Dort kassiert das Ordnungsamt stolze 200 Euro. Aber in der Domstadt ist das Wildpinkeln gerade während der Karnevalssession auch sehr weit verbreitet.
In Oberhausen ist dies eher ein Phänomen des Sommers, wenn die großen Open-Air-Veranstaltungen über die Bühne gehen. Bei Festivals wie „Ruhr in Love“ oder das am Freitag und Samstag stattfindende „Olgas Rock“ leidet vor allem der Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof darunter. Dort kommt das meist jugendliche Partyvolk an - um sich kurz nach Verlassen des Zuges in der Öffentlichkeit zu erleichtern. Das liegt für Stadtsprecher Rainer Suhr auch daran, dass junge Menschen heutzutage „vorglühen“ – also bereits vor dem Festival Alkohol getrunken wird.
Für das Oberhausener Ordnungsamt bedeutet das im Gegenzug jede Menge arbeit. „So schnell können die Mitarbeiter die Leute gar nicht aufschreiben“, sagt Suhr. Bei solchen Großveranstaltungen sei die Zahl der Wildpinkler immer sehr hoch. Solche Festivals sind aber Ausnahmen. Wie hoch die Zahl der Wildpinkler ist, die ein Bußgeld bekommen haben, das kann die Stadt nicht sagen. Solche Zahlen würden nicht erfasst.
„Die kommunale Ordnungsbehörde geht auch nicht gezielt gegen Wildpinkler vor“, sagt der Stadtsprecher, „weil es für die Stadt kein gravierendes Problem ist“. Sie werden nur aufgeschrieben, wenn sie von den städtischen Mitarbeitern auf frischer Tat ertappt werden.
Hersteller von Taschen-Toiletten
Dem Wildpinkler-Atlas liegt eine Umfrage im Auftrag des Halberstädter Taschen-WC-Herstellers Adamusgroup zu Grunde.
Befragt wurden insgesamt 51 Kommunen, die Auskunft über die Verwarn- und Bußgelder geben sollten. Entstanden ist so eine Übersicht, wo Wildpinkler viel oder wenig zahlen müssen.
Der Hersteller von Taschen-Toiletten wirbt für sein Produkt: Es handelt sich um einen Beutel mit Gel, das sich mit Urin verfestigt und danach weggeworfen wird.
Und auch längst nicht bei allen Großveranstaltungen in Oberhausen sei die „Verrichtung der Notdurft“ in der Öffentlichkeit ein Problem. Bei der Sterkrader Fronleichnamskirmes geht laut Stadt in dieser Hinsicht alles gesittet zu.
Suhr vermutet, dass dies auch daran liegt, dass auf dem Gelände immer genug Toilettenwagen stehen. Aber Toiletten, die gibt es auch in Zügen und Hauptbahnhöfen.