Oberhausen. Multi, der größte Jugendaustausch Deutschlands, geht in die zwölfte Runde. Am Montag feierte die Jugendbewegung ihren Auftakt. Über 170 Jugendliche aus insgesamt 17 Ländern sind dazu angereist. Die Stimmung ist euphorisch. Verspätung gab es nur beim Flug der Israelis.

Auf dem Ebertplatz wimmelt es von Jugendlichen. Ihr Stimmengewirr bestimmt die Geräuschkulisse auf dem Platz. Erst bei genauerem Hinhören fällt auf, dass die meisten Anwesenden in unterschiedlichen Sprachen sprechen.

Es ist wieder soweit: Die „Multi“, Deutschlands größte Jugendbegegnung auf kommunaler Ebene, startete am gestrigen Montag mit einer offiziellen Eröffnung im Ebertbad in die zwölfte Runde. Über 170 ausländische Jugendliche aus 17 Ländern besuchen Oberhausen in diesem Jahr für zwei Wochen.

"So langsam tauen die Gäste auf"

Auf den Stufen vor dem Ebertbad stehen die 38 ehrenamtlichen Mitarbeiter der „Multi“ in traditioneller Steiger-Tracht. Mit Kohle beschmierte Gesichter blicken zufrieden unter weißen Helmen hervor. Die Ärmel der blau-weiß gestreiften Hemden sind, bei manchem wegen der morgendlichen Schwüle, hochgekrempelt. Das Jahresmotto des Austauschs wurde mit der Kleidung umgesetzt: „Glück auf!“

Julia Tackenberg, verantwortlich für die Delegation aus Spanien, ist zufrieden: „Bis jetzt ist alles gut verlaufen. So langsam tauen die Gäste auf.“ Ihre Begeisterung für den Jugendaustausch kann die Ehrenamtlerin kaum in Worte fassen.

Kurze Reden und Gastgeschenke

Die Gäste strömen in den Saal. Suchen in dem gut organisierten Gewusel ihre Plätze. Links und rechts werden Landesfahnen aus Flaggensträußen gepflückt. Begleitet von ihren Nationalhymen steigen die Vertreter der Länder auf die Bühne.

Unter dem Jubel der Anwesenden werden kurze Reden gehalten und Gastgeschenke an Klaus-Dieter Broß überreicht. Der Bürgermeister, als Vertretung für OB Klaus Wehling zu Gast, hatte zuvor für seine multilingualen Versuche Applaus geerntet. Besonders begeistert wird die Begrüßung von Fengtao Zeng erwidert. Der Fußballfan aus China gratuliert den Deutschen zum Weltmeistertitel. Seine Leidenschaft für Deutschland wurde 2006 bei der Weltmeisterschaft geweckt.

Starke, ehrenamtliche Mitarbeiter

Bis auf Israel kam es bei keinem der teilnehmenden Länder zu Verzögerungen bei der Anreise. Aber auch die Gäste aus Jerusalem landeten Montagmorgen in Düsseldorf. Grund für die verspätete Ankunft waren laut der Reisegruppe mechanische Probleme an dem Flugzeug.

Glück auf ist uncool

Obwohl ich zu der Generation zähle, die in Heimatkunde noch lernte, wie ein Bergwerk funktioniert, finde ich, dass endlich mal Schluss sein muss mit dem Kohle-Image. Warum? Bergbau war gestern und prägt nicht mehr die Stadt-Optik.

Kein Jugendlicher würde eine Rede halten und sie mit einem herzlichen „Glück auf!“ beenden. Warum begrüßen wir dann junge ausländische Gäste im Bergmannshemd? Junge Leute haben sich dieses Traditionsbewusstsein bestimmt nicht ausgedacht.

Weisen wir doch lieber darauf hin, dass wir Weltmeister sind, sagt die Kollegin. Finde ich besser: Begrüßung standesgemäß in Trikots unserer Helden mit gefärbter Frisur in Schwarz, Rot und Gold. Dann wären die WM-Accessoires vom Rudelgucken eben noch einmal zum Einsatz gekommen. Nicht nur der Fußball-begeisterte Junge aus China hätte damit gleich etwas verbunden, was uns als Gastgeber betrifft und stolz macht.

Eine Trommelgruppe animiert das Publikum zum Mitklatschen. Wolfgang Heitzer, Leiter der „Multi“, schwärmt von der Atmosphäre: „Der Funke ist über gesprungen. Diese Gäste muss man nicht beatmen, die machen von alleine begeistert mit.“ Die große Stärke der „Multi“ seien vor allem die ehrenamtlichen Mitarbeiter, erklärt Heitzer: „Für viele Leute ist dieser Austausch eine Herzensangelegenheit.“

Ein harmonisches Miteinander

So auch für Robin Eisgruber. Der Ehrenamtler ist zwar erst 23 Jahre alt, aber schon ein „Multi“-Urgestein. In diesem Jahr ist der Leiter der türkischen Delegation zum elften Mal dabei. Seine Weltkarte ist bereits mit einigen Pins gespickt. Die „Multi“ brachte ihn unter anderem nach Italien, Polen und England. Eisgruber hat heute keine ruhige Minute, er organisiert die Begrüßung. „Im Moment ist es ein bisschen konfus. Wir mussten gerade den Plan etwas umstrukturieren, aber jetzt läuft alles wieder gut.“

Für Eisgruber ist es wichtig, den Friedensgedanken der Multi mit viel Spaß zu vermitteln. Trotz der derzeitigen aktuellen Konflikte in der Welt erleben die Jugendlichen bei der „Multi“ ein harmonisches Miteinander. Als Symbol dafür steht eine mit Fahnen prall gefüllte Lore auf der Bühne: Glück auf!“