Oberhausen. Im Open-Air-Kino von Lichtburg und “Fabrik 14“ in Oberhausen reisen die Zuschauer durch fünf Jahrzehnte. Den Anfang machte „Easy Rider“. Ein Zuschauer fuhr mit der Harley-Davidson vor. Für die 70er Jahre steht am 2. August „Einer flog über das Kuckucksnest“ auf dem Programm.

Die „Fabrik 14“, das soziokulturelle Zentrum in der Innenstadt, ist immer wieder für Überraschungen gut. In diesem Sommer gibt es dort erstmals „Open-Air-Kino“, in Zusammenarbeit mit der „Lichtburg“. Alle zwei Wochen samstags ab Sonnenuntergang wird dort bis zum 20. September ein Filmklassiker gezeigt. Den Anfang machte jetzt „Easy Rider“.

Schatten und kühle Getränke

Schon lange bevor der Beamer um 21.39 Uhr, dem exakten Zeitpunkt des Sonnenuntergangs in Oberhausen an jenem 19. Juli in Aktion tritt und die über vier Quadratmeter große Leinwand anstrahlt, trudeln die Gäste ein. Sie nehmen in gemütlichen Gartenstühlen im Innenhof der ehemaligen Dreherei und Druckerei an der Lothringer Straße Platz. Die hohen Mauern ringsum und der Baumbewuchs sorgen dafür, dass man es hier auch bei Hitze aushalten kann, zumal kühle Getränke serviert werden.

Heinz Wagner, der für das Kulturprogramm der „Fabrik“ verantwortlich ist, wünscht sich 100 bis 120 Zuschauer pro Vorführung. Am ersten, sehr warmen Abend hat er sie noch nicht erreicht.

Ein improvisierter Streifen

„Ich hab’ Easy Rider gesehen, da war ich 20 Jahre alt“, erzählt er. „Und ich bin sehr traurig aus dem Kino rausgegangen.“ Denn die Helden des Films überleben ihre Tour quer durch die USA nicht, werden am Ende von reaktionären Typen erschossen. „Die Kraft der Veränderung überwindet nicht alles“, deutet er heute das Geschehen im Film.

Petra Rockenfeller vom Lichtburg-Filmpalast hat die Filmauswahl getroffen und sich um die Vorführrechte gekümmert. „Wir haben anspruchsvolle Filme mit Kult-Charakter gewählt, die aber Publikum ziehen“, sagt sie. Grundlage sei die jeweilige Liste der 20 meistbesuchten Kinofilme jedes Jahrzehnts von 1960 bis heute.

„Easy Rider“, fährt sie fort, „begründet ja das Genre des Roadmovies, eines Films also, der sich während einer Fahrt abspielt“. Und das Besondere daran sei, dass der Film von Regisseur Dennis Hopper nicht von vornherein fertig konzipiert gewesen sei, sondern sich während der Reise selbst erst entwickelt habe, ein improvisierter Streifen also.

Er habe nicht nur der Aussteiger-Generation Ende der 60er Jahre ein Denkmal gesetzt, sondern auch der Motorrad-Marke Harley-Davidson, wie Heinz Wagner bemerkt. Einer der Zuschauer fährt denn auch tatsächlich mit so einem chromblitzenden zweirädrigen Straßenkreuzer vor.

Aktuell dürfte der Film bis heute sein, denn Toleranz gegenüber anderen Zielen als Wachstum und Profit gehört immer noch nicht zu den Stärken des US-amerikanischen Establishments.