Oberhausen. Das Programm „Jedem Kind ein Instrument“ erreicht in Oberhausen jeden Erstklässler. Unterricht im Tandem hat sich bewährt. Mehr Kinder machen im zweiten Schuljahr weiter. Musikschule registriert höhere Leistungsbereitschaft. Mehr erfolgreiche Aufnahmeprüfungen an Hochschulen.

Jeki, das vom Land geförderte Programm „Jedem Kind ein Instrument“, wuchs innerhalb von sieben Jahren vom zarten Pflänzchen zum Blumenstrauß heran. An die Instrumente, fertig los: 2007 stiegen 13 der 40 Oberhausener Grundschulen ins musikalische Projekt ein. „Damit sind wir gut aufgestellt“, befand damals Manfred Flore, Sprecher der SPD im Kulturausschuss. Mit 13 beteiligten Schulen sei Oberhausen für den Start gut aufgestellt.

„Mittlerweile erreichen wir praktisch jedes Kind“, sagt Volker Buchloh, Leiter der Musikschule, unter deren Schirmherrschaft Jeki läuft. „Wir sind nach und nach gewachsen. 2010 sollten alle Grundschulen beteiligt sein, das haben wir geschafft.“

Möglichst viele Instrumente kennen lernen

Im ersten Schuljahr geht es zunächst einmal darum, dass die Schüler möglichst viele Instrumente kennen lernen. „Aktiv, indem sie sie ausprobieren“, betont Buchloh. Bewährt habe sich der Unterricht im Tandem: Ein ausgebildeter Musikschullehrer leitet die Kinder zusammen mit dem Klassenlehrer an. „Davon profitieren alle.“

Das Besondere: Jeki ist für alle Erstklässler kostenfrei und steht wie alle anderen Fächer auf dem Stundenplan.

Dafür, dass sich anschließend nur verhältnismäßig wenig Kinder dafür entscheiden, ein Instrument zu erlernen, musste sich Buchloh noch vor knapp einem Jahr im Kulturausschuss rechtfertigen. „Kritik gibt es immer“, sagt er jetzt. „Aber die Anzahl derer, die weiter machen, ist gestiegen von im vergangenen Jahr 900 auf mittlerweile 1000 Kinder.

Musikunterricht kam häufig zu kurz

Doch immerhin: Während früher der Musikunterricht in den ersten Klassen häufig zu kurz kam, weil er fachfremd gegeben wurde, hat Jeki seine Qualität extrem gesteigert und dazu geführt, dass sich Kinder für Instrumente entscheiden, von denen sie sonst nicht gewusst hätten, dass es sie überhaupt gibt. „Wir ermöglichen alle Wünsche“, sagt Buchloh mit Blick auf den Instrumentalunterricht im zweiten Schuljahr, der in Kleingruppen stattfindet, geleitet von einer Musikschul-Fachkraft. Das habe zwar, weil Kinder unterschiedlich talentiert seien und nicht alle gleich lange übten, gewisse Nachteile, ließe sich aber nicht vermeiden, weil man die Kosten möglichst niedrig halten wolle. Der Unterricht kostet für Zweitklässler im Monat 20 Euro.

In den dritten Klassen bekommen die Instrumentalisten – dann sind es momentan in Oberhausen nur noch 600, weil eben doch nicht alle durchhalten – zusätzlich die Möglichkeit, im Ensemble zu spielen.

Nach der Grundschulzeit gibt es dann für alle, die weiter musizieren möchten, verschiedene Möglichkeiten, am Ball zu bleiben. „Weiterführende Schulen bieten zum Beispiel Bläserklassen an oder sie fördern gezielt Streichinstrumente“, sagt Buchloh.

Talente entdecken und fördern

Er ist sicher, dass Jeki dazu beträgt, Talente zu entdecken und zu fördern und allgemein Schwung in die musikalische Spielfreudigkeit von Kindern und Jugendlichen zu bringen. „Die Zahl der leistungsbereiten Schüler ist gewachsen. Das zeigt sich auch an der Anzahl der erfolgreichen Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen.“

Die Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen sei ausbaufähig. Mit Blick auf G8 und das häufige Klagen von Eltern und Schülern, dass den Jugendlichen zu wenig Freizeit bleibe, setzt er entgegen: „Wir als Musikschule wollen das nicht beklagen, sondern damit arbeiten. Der Unterricht muss verstärkt in den Schulräumen stattfinden und es sollte dort auch Möglichkeiten zum Üben geben.