Oberhausen. WAZ-Leser Hans-Jürgen Furmanowski setzt sich für Gedenkstein ein. Ex-Botschafter Israels soll Kontakt mit dem Bischof aufnehmen und ihn bitten, sich der Sache anzunehmen. Ein Beitrag zur deutsch-jüdischen Verständigung.

Der Gedenkstein hat hier und da Moos angesetzt, ist verdreckt, die Inschrift ist kaum noch zu entziffern, um den Findling herum liegt altes Laub.

Eigentlich soll an diesem Ort, direkt neben dem evangelischen Friedhof an der Harkort­straße in Klosterhardt, an eine Begräbnisstätte erinnert werden, wo bis 1935 jüdische Menschen aus Oberhausen beigesetzt wurden. Doch es scheint, als sei die Gedenkstätte, die als Zeichen gegen das Vergessen angelegt wurde, selbst in Vergessenheit geraten.

Pfarrjugend legte Gedenkstätte an

Ein Zustand, der WAZ-Leser Hans-Jürgen Furmanowski ein Dorn im Auge ist. „Die ganze Anlage macht einen schmuddeligen, unwürdigen Eindruck“, findet er. Um seinem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, hat der 72-Jährige ein diplomatisches Schwergewicht eingeschaltet, er ist an den ehemaligen israelischen Botschafter Avi Primor herangetreten. Primor war in dieser Woche in der Panoramagalerie im Schloss Oberhausen zu Gast, um aus seinem Roman „Süß und ehrenvoll“ zum Thema Erster Weltkrieg vorzulesen.

Vor Beginn der Veranstaltung ist es dem Oberhausener Furmanowski gelungen, Avi Primor einen dreiseitigen handgeschriebenen Brief zu übergeben. Mit der Bitte, selbst einen Brief an Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zu senden, um den Ort des Erinnerns wieder ins Bewusstsein zu rücken. „Wenn ich persönlich an den Bischof schreibe, dann ist das ja nicht so wirkungsvoll“, meint der ehemalige Babcock-Angestellte Furmanowski.

Jugend-Sozialaktion „Power im Pott“

Aber was hat die katholische Kirche mit der Gedenkstätte zu tun? Im Jahr 2000 startete das Bistum Essen unter dem Motto „Power im Pott“ eine Jugend-Sozialaktion. Verschiedene Projekte wurden realisiert, darunter auch das der Pfarrjugend von St. Antonius Klosterhardt. Die Gruppe hat vor 14 Jahren die Gedenkstätte an der Harkortstraße angelegt, zur Einweihung kam sogar der damalige Bischof Hubert Luthe.

In seinem Brief an Avi Primor bittet nun Hans-Jürgen Furmanowski den ehemaligen Botschafter darum, „Bischof Overbeck davon in Kenntnis zu setzen, um der Gedenkstätte ihre ursprüngliche Würde zurückzugeben“. Die Inschrift erneuern, den Stein reinigen und die Gedenkstätte von Unkraut und Geäst befreien, diese Punkte schlägt der Oberhausener vor.

Ex-Botschafter Primor jedenfalls habe versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern, sagt der Oberhausener. „Sie hören von mir!“, habe er Furmanowski geantwortet. Der Oberhausener ist gespannt und versteht seinen Vorstoß auch als Beitrag zur deutsch-jüdischen Völkerverständigung.