Oberhausen. Die Liberale Jüdische Gemeinde Ruhrgebiet singt mit ihrem Chor im St. Clemens Altenzentrum. Zum Mitzvah-Day sammeln Mitglieder Unterschriften für die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.

Die kleinen grünen Sticker haben die Mitglieder der Liberalen Jüdischen Gemeinde an viele Interessenten verteilt. „2013 — ich war dabei“ steht auf den kleinen Klebebildern, die deutlich zeigen sollen: Am Mitzvah-Day soll auch Oberhausen erstmals Teil eines Aktionstages werden, durch den sich die Liberale Jüdische Gemeinde im gesellschaftlichen Leben einbringt.

Lev Schwarzmann ist Vorstandsvorsitzender der Gemeinde im Ruhrgebiet, die rund 100 Personen umfasst. Die meisten Mitglieder kommen aus Oberhausen, sowie aus den benachbarten Städten Duisburg, Mülheim und Essen. „Einige Kontakte reichen bis ins Rheinische“, sagt der Vorstandsvorsitzende Lev Schwarzmann. Selbst mit einer nicht allzu großen Gruppe könne man viel bewirken.

Idee ist in den USA entstanden

Und der Mitzvah-Day scheint wie geschaffen dafür. Mitzvah bedeutet aus dem Hebräischen übersetzt so viel wie „gute Tat“. Die Idee entstand vor 20 Jahren in den USA. Vor fünf Jahren gab es den Tag auch in Großbritannien. Der Zentralrat der Juden initiierte die Aktion „um etwas anzupacken und zu bewirken“ nun auch in Deutschland. Selbst wenn die Liberale Jüdische Gemeinde dem Zentralrat nicht angeschlossen ist, machte die Gemeinde aus dem Ruhrgebiet mit. Schwarzmann: „Es lohnt sich, eine gute Sache aufzugreifen.“

Und das sieht vielfältig aus: „Es werden Bewohner von Seniorenwohnheimen besucht, Verschönerungen in Kindertagesstätten vorgenommen oder Parks gereinigt.“

Die Liberale Jüdische Gemeinde sammelte Unterschriften für die Gedenkstätte Yad Vashem, in der seit 1953 die Opfer und Helden des Holocaust dokumentiert sind. „Rund 3,5 Millionen Namen sind dort vorhanden, wir haben durch unsere Aktion 60 weitere aus dem Ruhrgebiet ergänzen können.“ Die Erinnerung soll für den Frieden wachgehalten werden, so Schwarzmann.

Das Wirken am Tag der guten Tat reichte in diesem Jahr noch weiter: Die Gemeinde betreut seit acht Jahren einen Chor, der bei Festen der Gemeinde regelmäßig für unterhaltsame Stunden sorgt. Also sangen die Musiker zum „Mitzvah-Day“ im St. Clemens Altenzentrum, um den Bewohnern ein kleines Konzert zu schenken.

"In verschiedenen Sprachen gesungen"

„Wir haben in verschiedenen Sprachen gesungen - traditionelle hebräische Stücke, aber auch bekannte deutsche Volkslieder“, sagt Lev Schwarzmann, der aus Moldawien stammt. „Die Reaktionen haben uns erfreut. Viele haben mitgesungen, viele Verwandte, die anwesend waren, haben sich hinterher über unseren Chor erkundigt.“

Musik funktioniert hier als ein Werkzeug der Verständigung. „Ein katholischer Geistlicher hat vor dem Konzert einige Worte über die Verbindung zwischen Christen und Juden gesprochen. Das war sehr rührend.“

Der Chor der Liberalen Jüdischen Gemeinde beherrscht rund 100 Stücke aus neun Sprachen. „Wir würden natürlich gerne auch bei weiteren Festivitäten auftreten“, so Lev Schwarzmann.