Oberhausen. .

15 junge Leute lernten das wahre Leben in Israel kennen. Möglich machte es die Jugendbegegnung Multi.

Israel ist ein missverstandenes Land, und häufig ganz anders als es in den Nachrichten erscheint. Mit diesen Eindrücken kehrten 15 Oberhausener Jugendliche - Multis - zurück. Zwei Wochen hatten sie dort in Gastfamilien verbracht, auf der Suche nach dem „wahren Leben“.

Erkenntnis Nummer eins: Jerusalem ist weitaus weniger gefährlich, als man in Deutschland befürchtet. Lange Zeit war Israel für die Multi-Organisatoren wegen der angespannten Situation zwischen Israelis und Palästinensern tabu. Doch das Land erlebten die jungen Reisenden als überraschend sicher - „man hat schon deshalb keine Angst“, meint Peter Platzek (17), „weil es überall Kontrollen gibt.“

Kontrollen sind Alltag

Für israelische Jugendliche sind Kontrollen und bewaffnete Soldaten aber Alltag, egal, ob an der Grenze oder in der Mall: „Eine wollte bei ihrem Besuch in Oberhausen mal ihren Rucksack im Centro vorzeigen“, gibt Namay Kühsel (18) ein Beispiel.

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Erkenntnis Nummer zwei: Nicht alle Israelis sind sonderlich religiös. Auch nicht in der Heiligen Stadt Jerusalem, der Wiege des Christentums, wo quasi an jeder Ecke Kreuze stehen, erzählen die Multis. „In meiner Gastfamilie feierte man dennoch das Shabbat-Mahl“, berichtet Simon Paulukat (17), mit Kippa, Weinkelch und allem drum und dran. Lia Schneider (17) musste sich in ihrer Familie an das koscher Essen erst gewöhnen. „Keine Milch nach einem Fleischgericht“, mahnte man sie, erst nach drei Stunden. „Das war aber kein Problem“, winkt Lia ab, sondern eine interessante Erfahrung. Erkenntnis Nummer drei: Wer reist, ist auch geistig in Bewegung, kann sich aus vielen Sichtweisen seine Meinung bilden.

Streifzügen durch die Kultur Israels

Die 18-jährige Namay hatte vor Israel schon die Türkei bereist - ebenfalls mit den Multis. Als sie im Gespräch mit ihrer israelischen Familie auf das Thema Türkei kommt, merkt sie: „Mein Gastvater wollte mich auf seine, die israelische Seite ziehen.“ Die Türkei will keinen Frieden mit uns, meinte der Israeli. „ Aber ich kannte ja auch die Menschen dort und hatte andere Erfahrungen gesammelt“, erwidert Namay. Andererseits kann sich die 18-Jährige auch vorstellen, dass sich manche Israelis bedroht fühlen, so mitten drin in der arabischen Welt.

Einen großen Teil ihrer Zeit verbrachten die Jugendlichen mit Streifzügen durch die Kultur Israels: Altstadt, Kirchen, Klagemauer. Bedrückend war der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: Die Expertin, die durch die Stätte führte, hatte aus Rücksicht das Wort ,Nazis’ vermieden, und sprach stattdessen von ,Deutschen’, erzählt Peter. Das ging aber nach hinten los: „Am Ende habe ich mich noch unwohler in meiner Haut gefühlt.“

Multi in Oberhausenn

Skye Tan ist Sprecherin für England:
Skye Tan ist Sprecherin für England: "Zu Anfang waren die Engländer echt verschlossen. Sie hatten eine feste Clique, die sich erst während unseres London-Besuchs etwas geöffnet hat. Unser Programm war wirklich gut, am Recycling-Tag haben wir Mode aus Müll gemacht. Ich muss aber sagen, dass die Engländer kleine Coach-Potatos sind, sogar gegessen wird vorm TV." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Svenja Pietsch und Florian Pahsen sind Sprecher für Estland:
Svenja Pietsch und Florian Pahsen sind Sprecher für Estland: "Die Esten sind sehr stolz auf ihre Unabhängigkeit, das war beeindruckend zu erleben. Auch das Programm war super, wir waren in Finnland, Segeln und haben ein Blindenmuseum besucht. Unsere Gastväter haben wir nur wenig gesehen; viele Esten arbeiten in St. Petersburg, wo sie mehr Geld verdienen." © Ulla Emig wazfotopool
Lena Grans und Simon Steinborn sind Sprecher für Polen:
Lena Grans und Simon Steinborn sind Sprecher für Polen: "Es war toll zu beobachten, wie Projekte aus Oberhausen nun auch in anderen Ländern stattfinden: Capoeira etwa gibt’s auch im polnischen Programm. Die Polen sind aufgeschlossen und witzig. Ich war bei einer Feier, da haben sie nicht einfach gratuliert, sondern ihre Stimmlage vorher mit Helium verändert." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Venere Fanutza und Miriam Hollei sind Sprecher für Baschkortostan:
Venere Fanutza und Miriam Hollei sind Sprecher für Baschkortostan: "Wir haben super viel erlebt, konnten bei einem Milchfest mitmachen und waren Gleitschirmfliegen. Unser Gasteltern haben uns mit offenen Armen empfangen sich sehr um uns gekümmert. Auch um unsere Sicherheit: Wir hatten immer Sicherheitsleute an unserer Seite. Dabei habe ich mich auch so sicher gefühlt." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Annika Wagner und Samuel Jenter sind Sprecher für die Türkei:
Annika Wagner und Samuel Jenter sind Sprecher für die Türkei: "Einen Abend war ich mit meinem Gastbruder unterwegs. Während der Busfahrt haben uns drei Fremde angesprochen, total nett, die wollten einfach wissen, wer ich bin. Wir haben viel von der Landschaft gesehen, waren in den Bergen und einen Tag am Strand - allesamt hatten wir später einen Sonnenbrand." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Sarah Hummelt und Peter Platzek sind Sprecher für Rumänien:
Sarah Hummelt und Peter Platzek sind Sprecher für Rumänien: "Rumänien ist kein Land für einen Traumurlaub, aber es war traumhaft, dort gewesen zu sein. Mein Bild hat sich gewandelt, die Menschen haben uns herzlich und interessiert empfangen. Ich war auch überrascht, wie gut die Rumänen Englisch sprachen, weil ihr Fernsehprogramm nicht synchronisiert wird." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Anna von Wedel Parlow und Muhyun Yang sind Sprecher für die Ukraine:
Anna von Wedel Parlow und Muhyun Yang sind Sprecher für die Ukraine: "Saporishja ist keine Urlaubsstadt, alles ist trist und grau. Die Menschen dort machen das aber tausendmal wett. Sie sind unglaublich gastfreundlich. Diese Erfahrung möchten wir auf keinen Fall missen. Immer nur in bekannte Länder zu fahren, deren Sprache man auch noch kann, ist doch langweilig." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Liá Schneider und Carina Dreher sind Sprecher für Megion (Russische Föderation):
Liá Schneider und Carina Dreher sind Sprecher für Megion (Russische Föderation): "Wir sind nun echte Sibirierinnen! Bei einem Ausflug haben wir an einem Ritual teilgenommen, uns mit Kerzen in den Händen im Kreis gedreht. Danach haben uns unsere Gastgeber zu Sibirierinnen ernannt. Unser Aufenthalt war unvergesslich, vor allem der Sozialtag im Altenheim hat Spaß gemacht." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Damla Kleemeyer und Lucca Mallmann sind Sprecher für Italien:
Damla Kleemeyer und Lucca Mallmann sind Sprecher für Italien: "Eins muss man sagen: Die Italiener sind extrem gute Köche. Pizza und Nudeln, da hat man sich den Bauch vollgeschlagen und oft war’s nur die Vorspeise. Wir haben bis spät abends draußen gesessen, viel über unsere Gäste erfahren. Gemeinsam haben wir auch das Bergbaumuseum in Carbonia besichtigt." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
Jan Niklas Beisenbruch ist Sprecher für Frankreich:
Jan Niklas Beisenbruch ist Sprecher für Frankreich: "Ich habe gelernt, dass man nicht unbedingt die Sprache eines Landes sprechen muss, um sich dort zu verständigen. Meine Gasteltern konnten kein Deutsch und ich kein Französisch. Trotzdem haben wir uns super verstanden und auch verständigt. Mit Händen und Füßen eben. Wenn man will, geht alles." © Ulla Emig/WAZ FotoPool
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