Oberhausen. . Beim Stadtgespräch der WAZ und der VHS analysierten Fachleute die Ursachen für die hohe Langzeitarbeitslosigkeit in Oberhausen. Die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit ist schwierig, der Oberhausener DGB-Chef will aber das Übel an der Wurzel packen.
Es sind die drängendsten Probleme in dieser Stadt: Die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Tatsache, dass so viele Menschen hier schon länger als ein Jahr, zumeist schon viele Jahre, arbeitslos sind. Dafür muss das Rathaus viel Geld in die Hand nehmen, 60 Millionen Euro im Jahr (bei einem Gesamtbudget von 670 Millionen Euro), denn die Kommune muss die Kosten für Unterkunft und Heizung für Hartz- IV-Bezieher bezahlen.
Mit der hohen Zahl abgefunden
Trotz des Geldes, trotz der vielen menschlichen Schicksale, die hinter einer Zahl von 14.000 Langzeitarbeitslosen in Oberhausen stehen, fanden nur rund 30 Zuhörer den Weg zum WAZ-Stadtgespräch ins Bert-Brecht-Haus. „Hat sich unsere Gesellschaft mit der Arbeitslosigkeit abgefunden?“, fragte Moderator Peter Szymaniak, Leiter der WAZ-Redaktion Oberhausen, denn auch zu Beginn.
Abgefunden, nein, das nicht, meinte Sozialdezernentin Elke Münich, aber die Problematik, die schon über Jahrzehnte bestehe, „prägt die Stimmungslage in einer Stadt, in einer Region“. Genauso wie Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Kollegs, macht sie sich Sorgen über fehlende Vorbilder für Jugendliche, die in Familien aufwachsen, in denen das Geld nur noch vom Amt kommt und in denen es keine geregelten (Arbeits-)Strukturen mehr gibt. In den Schulen gebe es zu wenig Unterstützungssysteme, um das aufzufangen, sagte Marc Bücker. „Wir haben zu wenig Ressourcen, um auf jeden Einzelfall zu gucken, was eigentlich nötig wäre, denn die Pauschallösung gibt es nicht.“
Darauf machte auch Jobcenter-Leiterin Annette Gleibs aufmerksam. Es gebe viele verschiedene Gründe, warum Langzeitarbeitslose den Wiedereinstieg in den Beruf nicht schafften: mangelnde Qualifizierung, zu hohes Alter, Krankheit, fehlende Job-Angebote. „Das Hauptproblem sind oft psychische Schwierigkeiten, wenn jemand lange nicht in Arbeit war, ist er oft mutlos, braucht dann ganz viel Unterstützung“, sagte Gleibs. Arbeitsmarkt-Programme, die eine enge Begleitung vorsehen, hätten eine große Erfolgsquote. Aber gerade dafür würden Gelder gekürzt.
Überbetriebliche Berufsausbildung finanzieren
Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer, warnte vor einem Kuschelkurs gegenüber der Wirtschaft: „Die Arbeitgeber nehmen ihre Verantwortung bei der Ausbildung junger Menschen schlicht nicht wahr, die wollen sich nur auf dem Arbeitsmarkt bedienen“, stellte der Gewerkschafter angesichts der großen alljährlichen Lehrstellenlücke fest und plädierte für eine Umlage, die Unternehmen zahlen müssten, die keine Lehrstellen anbieten. Mit dem Geld solle eine überbetriebliche Berufsausbildung finanziert werden.
Ein Vorschlag, den Schulleiter Bücker ablehnte. Das führe nicht zu mehr Lehrstellen und vor allem die Jugendlichen wieder von den Betrieben und der Praxis weg.