Oberhausen. . Geringqualifizierte in Oberhausen haben kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert erneut einen dritten, sozialen Arbeitsmarkt. Die Industrie- und Handelskammer warnt vor diesem Schritt. Sie befürchtet hohe Kosten und Gefahren für die reguläre Beschäftigung.
Geringqualifizierte Oberhausener haben es schwer, einen Arbeitsplatz in dieser Stadt zu finden. Mehr als 40 Prozent derjenigen, die keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen, sind arbeitslos gemeldet. „Die Zeiten sind vorbei, in denen es einen Bedarf für ungelernte Hilfskräfte gibt“, erklärt Katja Hübner, Sprecherin der hiesigen Arbeitsagentur, „immer mehr Stellen verlangen eine Ausbildung.“ Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nimmt diese Zahlen zum Anlass, seine Forderung nach einem dritten, staatlich geförderten Arbeitsmarkt zu erneuern (wir berichteten). Wirtschaftsvertreter stehen dem jedoch kritisch gegenüber.
Den aktuellen Anstoß liefert ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. In diesem wird deutlich, dass gerade in den Städten des Ruhrgebiets Menschen, die keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, kaum Chancen auf eine Anstellung haben.
Menschen eine Perspektive geben
„Der Arbeitsmarkt in unserer Stadt ist nicht mehr so aufgestellt, dass es einen großen Bereich mit einfachen Tätigkeiten gibt“, sagt der Oberhausener DGB-Chef Thomas Schicktanz. „Durch einen dritten Arbeitsmarkt, der von staatlicher Seite getragen wird, könnte diesen Menschen jedoch eine Perspektive gegeben werden“, zeigt er sich überzeugt. „Qualifizierungsmaßnahmen seitens der Arbeitsagentur und der Jobcenter reichen bei weitem nicht aus.“
Die Industrie- und Handelskammer zu Essen, die auch für Oberhausen zuständig ist, kritisiert diesen Vorstoß. „Es hat jahrelang im großen Umfang die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die sogenannten ABMs, gegeben. Diese haben bei weitem nicht dazu geführt, dass Geringqualifizierte anschließend eine Stelle fanden“, so Hans Michaelsen, IHK-Geschäftsführer und für den Bereich Aus- und Weiterbildung verantwortlich. Sollte ein dritter Arbeitsmarkt geschaffen werden, sieht der Experte vielmehr riesige Kosten auf den Steuerzahler zukommen. „Eine Finanzierung eines solchen Projektes wäre ein riesiger Kraftakt.“ Zudem befürchtet die IHK, dass durch diese Konkurrenz reguläre Beschäftigung abgebaut werden könnte. „Diese Gefahr sehen wir.“
Käthe Reismann, Ansprechpartnerin der IHK beim Thema Fachkräftenachwuchs, möchte einen Fokus auf eine bessere Berufsorientierung an Schulen legen. „Wenn Schüler frühzeitig an den Arbeitsalltag herangeführt werden, haben sie bessere Chancen.“