Oberhausen. Vertreter von Wirtschaft, Kommune und Jobcenter plädieren beim WAZ-Stadtgespräch für den dritten Arbeitsmarkt. Denn viele Langzeitarbeitslose sind in normale Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar. Es gebe genug Dinge zu erledigen, ohne der Privatwirtschaft Konkurrenz zu machen.

Mit öffentlichen Geldern sollte nicht Arbeitslosigkeit finanziert werden, sondern Arbeit – das forderten beim WAZ-Stadtgespräch einhellig Vertreter von Stadt, Arbeitsverwaltung, Gewerkschaft und sogar der Wirtschaft.

Die gesellschaftliche Haltung zum so genannten „dritten Arbeitsmarkt“ müsse sich ändern. „Es gibt in Oberhausen sehr viele arbeitslose Menschen, die können auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht unterkommen, aber sie haben trotzdem ein Recht auf Beschäftigung“, beschrieb Sozialdezernentin Elke Münich die Lage.

14.000 Langzeitarbeitslose

Annette Gleibs, Leiterin des Jobcenters Oberhausen, nannte die Zahlen: Rund 14.000 Menschen sind derzeit in dieser Stadt länger als ein Jahr arbeitslos. 60 Prozent davon haben keine Ausbildung und sind somit kaum vermittelbar. Eine bundesweite Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt zudem, dass 45 Prozent der Arbeitslosen nur für Helfer- und Anlerntätigkeiten qualifiziert sind – aber diese Jobs gibt es in der freien Wirtschaft einfach nicht mehr.

Statt also arbeitslosen Menschen lediglich Geld zu überweisen, damit sie über die Runden kommen, sollten sie einfache Jobs übernehmen, die gesellschaftlich relevant sind, und dafür ein Gehalt beziehen – so das Prinzip des dritten Arbeitsmarktes. Wäre das zum gleichen Preis zu haben wie die bisherigen Leistungssätze für Hartz IV-Bezieher? „Das wird doppelt so teuer“, sagte Gleibs, „wenn wir jetzt 1000 Euro pro Person rechnen, würde eine öffentlich geförderte Beschäftigung 2000 Euro kosten.“

Arbeitslose in solche Jobs bringen

Bürohilfe, Gartenarbeit, Hausmeisterhilfe – „sowohl im kaufmännischen Bereich als auch in der Produktion können solche Tätigkeiten angesiedelt sein“, meinte Annette Gleibs. Die Instrumente, die dem Jobcenter derzeit zur Verfügung stünden, um Arbeitslose in solche Jobs zu bringen, „sind aber einfach zu sperrig“.

„Es gibt so viele unerledigte Aufgaben in Schulen oder Kindertagesstätten zum Beispiel im Bereich der Grünflächenpflege“, sagte Elke Münich. Das seien Arbeiten, für die die Stadt keine Aufträge an Unternehmen erteile, weil dazu das Geld fehle. „Ich bin davon überzeugt: Es gibt so viel zu tun, dass die Wirtschaft weiterhin ihren Profit machen kann, aber die anderen Sachen auch erledigt werden.“

„Der dritte Arbeitsmarkt ist auch mit der Wirtschaft zu machen“, erklärte Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff, „wir sind nicht generell dagegen, aber man muss genau hinsehen, wo solche Jobs entstehen.“