Oberhausen. . Von Teilzeit-Ausbildung bis Mentoring-Projekt: Oberhausener Arbeitgeber haben verschiedene Konzepte, um Frauen zu fördern. „Wir können uns auf Dauer nicht leisten, auf die Fachkompetenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verzichten“, so die städtische Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki.
Wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, klaffen Ideal und Wirklichkeit weit auseinander: Laut einer Studie des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen blieb 2012 bei jeder fünften Frau mit Erwerbswunsch das Arbeitskraftpotenzial ungenutzt. Das sind satte 21 Prozent, bei den Männern sind es 15 Prozent.
Zahlen, die Britta Costecki, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, nicht wundern – auch bei hiesigen Unternehmen sieht sie noch Nachbesserungsbedarf, was die berufliche Chancengleichheit von Männern und Frauen betrifft. „Das Problem ist, dass von Frauen immer noch erwartet wird, sich entweder für die Familie oder die Karriere zu entscheiden. Die Unternehmen tun zwar schon einiges, um sich Frauen als Fachkräfte langfristig zu sichern, aber viele Frauen entscheiden sich auch ganz bewusst noch immer für das traditionelle Rollenmodell“, so Costecki. „Wir versuchen, den Familien Alternativen aufzuzeigen – sei es mit Teilzeitmodellen, Heimarbeit oder betriebsinternen Kitas.“
Mentorenprojekt für Mitarbeiterinnen
Vergleichsweise hoch ist laut der Studie mit sieben Prozent auch der Anteil von Frauen, die dem Arbeitsmarkt als „stille Reserve“ zur Verfügung stehen – Frauen, die grundsätzlich erwerbstätig sein möchten, aber etwa aufgrund einer Schwangerschaft auf unbestimmte Zeit aus dem Beruf aussteigen. In den Arbeitslosenstatistiken tauchen sie nicht auf. Costecki dazu: „Wir können uns auf Dauer nicht leisten, auf die Fachkompetenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verzichten.“
Die Stadt Oberhausen als Arbeitgeberin versuche hier mit gutem Beispiel voran zu gehen. Dies gilt insbesondere für interne Stellenausschreibungen für Führungspositionen, die häufig zunächst als nicht teilzeitgeeignet deklariert werden. „Wenn das über meinen Schreibtisch geht, prüfe ich erst einmal, ob man die Stelle nicht doch als teilzeitgeeignet ausschreiben kann“, so Costecki.
Zudem gibt es bei der Stadt verschiedene Maßnahmen zur Frauenförderung wie etwa ein Mentorinnenprojekt für Mitarbeiterinnen in der Kernverwaltung: Dabei wird jungen Frauen zu Beginn ihres Berufsweges eine Mentorin zur Seite gestellt, die sie bei der weiteren Karriereplanung unterstützt. Frauen sollen sich dadurch stärker vernetzen und Seilschaften bilden. Von 630 Beschäftigten, die bei der Stadt Oberhausen in Teilzeit arbeiten, sind 588 weiblich.
Teilzeitausbildung als Alternative
Auch bei MAN Diesel & Turbo SE versucht man, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. „In den vergangenen Jahren ist uns das schon gut gelungen, aber es ist nicht immer einfach, als Technologie-Unternehmen geeignete Absolventinnen in naturwissenschaftlichen Fächern für verantwortliche Positionen zu gewinnen“, sagt MAN-Sprecher Michael Westerhoff. Ingenieursstudiengänge seien noch immer eine Männerdomäne.
Die Agentur für Arbeit bewirbt derweil bei Arbeitgebern das Modell Teilzeitausbildung: So können Unternehmen eine betriebliche Ausbildung in Teilzeit organisieren, um jungen Müttern die Chance auf eine solide Berufsausbildung zu bieten. Hierbei kann die Arbeitszeit der Mitarbeiterin im Betrieb auf 25 bis 30 Wochenarbeitsstunden reduziert werden, inklusive Berufsschulunterricht. Analog zur Arbeitszeit kann dann die Ausbildungsvergütung reduziert werden. „In Mülheim sind die Unternehmen da schon sehr aufgeschlossen, wohingegen in Oberhausen das Projekt noch in Schwung gebracht werden muss“, sagt Katja Hübner, Sprecherin der Agentur für Arbeit.