Oberhausen. Oberhausener Kliniken und Krankentransport-Anbieter müssen sich auf eine steigende Zahl von stark übergewichtigen Kranken einrichten. Neben zusätzlich benötigten Helfern wird vor allem die Spezial-Ausrüstung zum Kostentreiber. Auch für die Krankenhäuser hat das gravierende Folgen.

Oberhausener Kliniken und Krankentransport-Anbieter müssen sich immer häufiger auf stark übergewichtige Patienten einstellen. Fast täglich muss etwa der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mittlerweile zu einer Krankenfahrt mit vier statt der üblichen zwei Helfer zum Tragen anrücken. Im Johanniter-Krankenhaus wird schätzungsweise bis zu drei Mal im Monat ein Krankenzimmer für einen sehr korpulente Patienten komplett umgerüstet. „Wenn sich das Bewusstsein in der Gesellschaft nicht rasch ändert, dann sind solche Fälle bald an der Tagesordnung“, warnt Heike Lütfring, Pflegedirektorin im Johanniter-Krankenhaus.

Ein besonders stabiles Bett, ein Rollstuhl in Extragröße: bei einem Gewicht von über 160 Kilogramm muss selbst die herkömmliche Toilette durch eine Spezial-Installation ausgetauscht werden.
„In solchen Fällen wird aus dem Zwei-Bett-Zimmer aus Platzgründen automatisch ein Einzelzimmer“, erklärt Lüftring. Das Krankenhaus muss dann nicht nur die reduzierte Bettenzahl in Kauf nehmen, sondern auch für die Mehrkosten der Umrüstung aufkommen. „Langfristig müssen wir darüber sicher noch einmal mit den Krankenkassen sprechen“, so die Pflegedirektorin.

Im Stich gelassen

Auch Ulrich Arns, zuständig für die Krankentransporte beim ASB, fühlt sich ein Stück weit „im Stich gelassen“. Denn auch wenn bei einer Fahrt mit einem stark übergewichtigen Patienten vier statt der üblichen zwei Helfer im Einsatz sind: die Krankenkasse bezahlt meist nur den Regelsatz für zwei Helfer. „Den Extra-Aufwand müssen wir schlucken“, so Arns. Im Jahr ist dies eine niedrige fünfstellige Summe.

Nach eigenen Schätzungen transportiert der ASB heute rund ein Drittel mehr adipöse Patienten als vor zehn Jahren. Tendenz steigend. Und immer häufiger stoßen die herkömmliche Einsatzfahrzeuge mit den gängigen Krankenstühlen – mit bis zu 150 Kilogramm Nutzlast – an ihre Belastungsgrenzen. Arns: „Dann müssen wir die Fahrten ablehnen und die Feuerwehr kommt ins Spiel.“

Spezielles Fahrzeug für adipöse Patienten

Seit 2007 verfügt diese nämlich über ein spezielles Fahrzeug für adipöse Patienten. Das 130.000-Euro-Gefährt besitzt nicht nur eine Hebebühne und ein extra großes Fahrgestell, sondern auch einen Innenraum mit maximaler Bewegungsfreiheit für die Helfer.

„Anfangs sind wir damit vielleicht ein Dutzend Einsätze im Jahr gefahren. Heute sind es etwa 70“, skizziert Jürgen Jendrian, Abteilungsleiter Technik bei der Oberhausener Feuerwehr, die Entwicklung der vergangenen Jahre. „Heute ist der Wagen nicht mehr wegzudenken. Und die Einsatzzahlen werden wohl weiter steigen.“