Oberhausen. . In Oberhausen werden künftig viele Hausärzte fehlen – junge Fachleute sind dringend gesucht. Sebastian Griesau folgt diesem Ruf. Der 29-Jährige macht in der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Osterfeld seine praktische Ausbildung zum Allgemeinmediziner. Ihm ist der gute Kontakt zu seinen Patienten wichtig.
Noch steht es um die Versorgung mit Hausärzten in Oberhausen ganz gut. Doch für das Jahr 2030 geht die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein davon aus, dass es 40 Hausärzte zu wenig geben wird. Um so erfreulicher, wenn junge Ärzte in der Allgemeinmedizin ihre berufliche Zukunft sehen. Sebastian Griesau ist so jemand. Der 29-Jährige macht in der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Osterfeld an der Bottroper Straße seine praktische Ausbildung zum Allgemeinmediziner.
Im Gespräch mit ihm wird schnell klar, dass er diese Entscheidung nicht nur ganz bewusst gefasst hat, sondern er auch mit Herzblut dahinter steht. Nicht nur, weil er hier mit der ganzen Bandbreite von Krankheiten zu tun hat, mehrfach spricht er auch davon, wie wichtig es für ihn ist, einen guten Kontakt zu Menschen aufbauen zu können, die seine Hilfe benötigen.
Apparatemedizin ist nicht alles
Als Oberhausener Jung’, der in Sterkrade und Königshardt aufwuchs und – hinterm Bahndamm, nur ein hundert Meter von seinem heutige Arbeitsplatz – regelmäßig seine Oma besuchte, fällt ihm das auch überhaupt nicht schwer. Apparatemedizin ist für ihn nicht alles und er ist überzeugt, dass es nun mal Erkrankungen gibt, die mehr als einen dreiminütigen Kurzzeitkontakt benötigen.
An der Wiege war es ihm übrigens nicht gesungen worden, dass ihn Menschen mal mit „Herr Doktor“ ansprechen werden – auch wenn er noch nicht promoviert hat. Griesau ist der erste in der Familie, der Abitur gemacht und dann auch noch studiert hat, in Düsseldorf.
Seine Freude an der Medizin ist allerdings schon etwas älter: Seit über zehn Jahren engagiert er sich ehrenamtlich im Notfalldienst des Arbeiter Samariter Bundes (ASB). Die Zusatzausbildung zum Notfallmediziner hat er auch gemacht, zwei Mal im Monat fährt er noch heute Rettungsdienst in Mülheim. Eine hochinteressante Aufgabe, die er nicht missen möchte.
Kontakt zu den Patienten aufbauen
Im Evangelischen Krankenhaus der Nachbarstadt hat er auch sein Praktisches Jahr absolviert und nach dem erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums die letzten drei Jahre als Assistenzarzt gearbeitet. Doch im System Krankenhaus bleiben, das war nicht seine Sache, auch wenn ihm die Arbeit auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme fehlt. Denn viel mehr fehlte ihm die Möglichkeit, Kontakt zu seinen Patienten aufbauen zu können.
„Das ist in einem Krankenhaus gar nicht möglich. Dafür hat man überhaupt keine Zeit, höchstens wenn man die eigene Arbeitszeit verlängert. Dabei sind unbezahlte Überstunden eh schon üblich.“ Hinzu kommen die Zwänge, in die man dort eingebunden sei: Geschäftsführung, Chefarzt, Oberarzt, Pfleger, Schwestern, Krankenkasse, Budgetvorgaben. „Hier in der Praxis habe ich mehr Freiheit.“
Natürlich weiß er, dass auch in den Arztpraxen auf die Uhr geguckt werden muss und es Vorgaben gibt. „Kommt jemand mit einem grippalen Infekt, dann braucht man sicherlich für die Behandlung nicht so viel Zeit.“ Es gibt aber auch ganz andere Fälle, für die er sich dann Zeit nimmt.
Wobei: Das Wort „Fall“ hat er in unserem Gespräch nicht einmal benutzt. Sehr sympathisch.