Oberhausen. Jedes sechste Krankenhausbett soll nach Plänen des Landes in Oberhausen wegfallen. Die Spitäler sollen sich dafür weiter spezialisieren und nicht mehr als Komplettversorger auftreten. Die AOK fordert, dass bei diesem Prozess auch auf die Qualität der Versorgung Wert gelegt wird.
Der Krankenhauslandschaft in Oberhausen steht ein radikaler Bettenabbau bevor. Nach Plänen des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums sollen vor Ort 262 der aktuell 1544 Betten wegfallen. Das bedeutet, dass in dieser Stadt fast jedes sechste Krankenbett abgebaut werden soll.
„Die momentane Auslastung der Krankenhausbetten liegt bei rund 68 Prozent“, so Hans-Werner Stratmann, der Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg in Oberhausen. „Wünschenswert und ökonomisch sinnvoll ist dagegen eine Auslastung von wenigstens 80 Prozent.“ Ohne einen Abbau der Kapazitäten sei das jedoch nicht umsetzbar. „Alle Kliniken müssen auf den Prüfstand.“
Zusammenarbeit stärken
Denn wie Stratmann betont, der als Vertreter der Krankenkassen in Oberhausen den Budgetverhandlungen mit den einzelnen Klinikbetreibern vorsitzt, sei die Zeit der Komplettversorger vorbei. „Nicht jedes Krankenhaus braucht eine Chirurgie. Und auch ob wir zwei Neugeborenenstationen in Oberhausen brauchen, würde ich nach den vorliegenden Zahlen in Frage stellen.“ Vielmehr gehe es nun darum, die Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Spitälern zu verstärken. „Dass aber ein Kapazitätsabbau auch immer Hand in Hand geht mit einem Personalabbau, ist unabwendbar“, stellt Stratmann klar.
„Die Bevölkerung in Oberhausen schrumpft weiter. Bis 2030 werden wir wohl unter die 200.000 Einwohner-Marke rutschen“, so der AOK-Regionaldirektor. Da gleichzeitig auch immer mehr Eingriffe ambulant durchgeführt werden könnten, bräuchte man die aktuelle Bettenzahl nicht mehr. „Fernab dieser Diskussion um Kapazitäten, würde ich mir aber auch eine Diskussion über Qualität wünschen. Hier muss von Seiten der Krankenhäuser mehr Transparenz vorgelebt werden.“
"Fast jeden Tag eine Auslastung von 100 Prozent"
Die Oberhausener Kliniken halten sich bei Nachfragen zum Thema Bettenabbau dagegen bedeckter. „Wie sich der Krankenhausplan NRW 2015 zukünftig auf einzelne Häuser niederschlägt, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen“, sagt Dr. Niklas Cruse, Geschäftsführer der Helios St. Elisabeth Klinik. „Hierzu sind Verhandlungen zwischen Krankenhausträgern, Krankenkassen und der Bezirksregierung erforderlich.“ Sein Krankenhaus sieht Cruse gut für die Zukunft aufgestellt.
Michael Boos, Geschäftsführer der Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO), hält keinen seiner drei Standorte – im KKO sind das St. Josef, das St. Marien und das St. Clemens Hospital organisiert – im Bestand für gefährdet. „Noch ist nichts in Stein gemeißelt.“ Im Bereich der Geriatrie, der Alters- oder Altenmedizin, könnten sogar Betten dazu kommen. „Wir haben dort fast jeden Tag eine Auslastung von 100 Prozent.“ Natürlich müsse man sich anschauen, wie lange ein Patient im Krankenhaus verweilt oder wie oft er eingeliefert wird.
"Es wird Verschiebungen geben"
Der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO), Marcus Polle, möchte die Vorstellungen des Landes NRW nicht überbewerten. „Darüber wird noch zu reden sein, ob der Abbau wirklich in dieser Größenordnung passieren wird.“ Beim EKO selbst sei eine Reduzierung der Kapazität weder möglich noch sinnvoll, so Polle. Das EKO ist mit 521 Betten das größte Krankenhaus der Stadt.
„Sicherlich wird es in den kommenden Verhandlungen darauf ankommen, dass sich die Kliniken besser untereinander absprechen“, so Dr. Andreas Sander, der Medizinische Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein, zu dem das Johanniter-Krankenhaus in Sterkrade gehört. „Dass es Verschiebungen geben wird, steht außer Frage.“ Sander sieht aber nicht nur auf die Krankenhäuser Hausaufgaben zukommen. „Im Bereich der Intensivmedizin sehe ich das Land NRW in der Pflicht. Bereits heute haben wir hier mit einem ausgewachsenen Personalmangel zu kämpfen.“