Oberhausen. Die Oberhausener Krankenschwester Krystyna Rubeck erzählt aus ihrem Arbeitsalltag – seit 30 Jahren ist sie auf wechselnden Stationen in einem hiesigen Krankenhaus beschäftigt. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Aufstockung des Personals, um die Arbeitsbelastung einzelner Pfleger zu senken.
Der Rücken schmerzt, auch manch anderes Körperteil bereitet ihr Sorge: Krystyna Rubeck pflegt seit 30 Jahren Patienten in einem Oberhausener Krankenhaus, durchlief dabei verschiedene Stationen, etwa die Chirurgie und die Orthopädie. Doch nun ist die examinierte Krankenschwester selbst auf Hilfe angewiesen. „Ich habe meinen zweiten Bandscheibenvorfall erlitten. Es ist unklar ob ich meinen Beruf weiter ausüben kann“, erzählt sie im Gespräch mit der NRZ. Ihr Anliegen ist es, die Arbeitsbedingungen zu verbessern – Forderungen stellt sie vor allem an die Politik.
Verbitterte Kollegen
„Als ich mit meinem Beruf angefangen habe, konnte ich nicht verstehen, warum ältere Kolleginnen und Kollegen so verbittert sind.“ Nun, nach drei Jahrzehnten in der Pflege, könne sie es jedoch sehr wohl nachvollziehen. „Die Arbeitsbedingungen sind leider so angelegt, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen.“ Krankenpfleger, die im Minutentakt Patienten umlagern müssen oder alleine für Dutzende Pflegebedürftige zuständig sind, seien am Rande ihrer Belastbarkeit angelangt.
Für Björn Jadzinski, Gewerkschaftssekretär bei Verdi im Bezirk Mülheim-Oberhausen und dort für die Pflegeberufe zuständig, ist dies kein Einzelfall. „Es gibt eine Erhebung der Deutschen Rentenversicherung , wonach nur Dachdecker und Bauarbeiter häufiger gesundheitliche Probleme haben als Pfleger.“ Das sei ein erschreckendes Signal, so der Gewerkschafter. „Pflege macht auch die Pfleger selbst krank.“
Das kann Rubeck nur bestätigen. „Ich kenne so viele Kolleginnen und Kollegen, die nur unter der Zuhilfenahme von Schmerzmitteln arbeiten können.“ Viele Betroffene würden jedoch davor zurückschrecken, sich krankschreiben zu lassen. „Damit würde die ohnehin schon angespannte Personaldecke in vielen Einrichtungen weiter verschärft werden. Man will seine Kollegen einfach nicht im Stich lassen.“
Kritik von Verdi
Die Bundesregierung plant eine Pflegereform, die auf prompte Kritik der Gewerkschaft Verdi gestoßen ist.
Auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums gibt es weitere Informationen über das neue Gesetz: www.bmg.bund.de
Das Gesetz soll am 1. Januar 2015 in Kraft treten – vorher ist der Bundestag gefragt.
Pfleger werden an ihren freien Tagen zu Hause angerufen
Wie Jadzinski ausführt, würde teilweise auch Druck seitens des Arbeitgebers ausgeübt. „Uns werden immer wieder Fälle mitgeteilt, wo Pfleger an ihren freien Tagen zu Hause angerufen werden, ob sie nicht doch einspringen können.“ Sie wären dazu zwar nicht verpflichtet, führt der Gewerkschafter aus, „doch aus Kollegialität und Pflichtgefühl gegenüber den Patienten, gehen dann doch viele zur Arbeit.“
Abhilfe schaffen könne nur die Politik, so Jadzinski. „Es muss gesetzlich verankert werden, dass eine Mindestanzahl von Pflegefachkräften für die Betreuung auf den Stationen der Einrichtungen vorhanden ist.“ In diesem Punkt würden sogar Klinikbetreiber zustimmen.
Krystyna Rubeck geht ebenfalls hart mit der Bundespolitik ins Gericht. „Seit Jahren heißt es Pflegereform hier, Pflegereform da. Aber wirkliche Verbesserungen gab es seit 20 Jahren nicht. Wir Pfleger haben wohl keine Lobby.“