Oberhausen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will gegen Dumpinglöhne bei Discount-Bäckern vorgehen. Handwerksvertreter unterstützen das Anliegen, sehen aber praktische Hürden. Das Bäckerhandwerk sei eher darauf bedacht, die Aufenthaltsqualität zu steigern und über die Ware zu punkten.

Das klassische Bäckerhandwerk in Oberhausen ist in den vergangenen Jahren enorm unter Druck durch Discount-Ketten geraten. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) spricht gar von einem „Bäckerei-Sterben als einem traurigen Trend“. Dabei hätten die Bäckermeister vor Ort längst etwas gegen ihre Billig-Konkurrenz tun können, so die NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje. Dazu müsste der Tarifvertrag für das Bäckerhandwerk für allgemein verbindlich erklärt werden. Dann wären auch die Discounter gezwungen, den Tariflohn zu zahlen. „Ganz so einfach ist das jedoch nicht“, erwidert Walter Dohr, Geschäftsführer des Verbands des Rheinischen Bäckerhandwerkes. „Unserer Meinung nach üben die Discount-Läden nicht das Backhandwerk aus und fallen darum nicht unter den Tarifvertrag.“

„Während beim Discounter häufig sogar Stundenlöhne unter 7 Euro gezahlt werden, bekommt eine erfahrene, aber ungelernte Kraft am Verkaufstresen einer Bäckerei knapp 10,60 Euro pro Stunde. Am Monatsende hat die Verkäuferin des Bäckermeisters damit gut 500 Euro mehr im Portemonnaie“, rechnet Sachtje vor. Dumping-Bäckereien könnten nur deshalb so billig produzieren, weil sie Dumping-Löhne zahlten. „Hier müssen wir dringend einen Riegel vorschieben – und zwar noch bevor der Mindestlohn im nächsten Jahr kommt.“

Rückkehr der Traditionsbäckereien

Immerhin biete die Bäckerei von nebenan Vorteile: „Brote und Brötchen vom Bäcker schmecken den meisten Menschen besser als Aufbackware vom Discounter. Wenn alle, die in Oberhausen Brot backen und verkaufen, dafür auch faire Löhne bezahlen müssen, wird es ein ‚Comeback der Traditionsbäckereien’ geben“, so die Gewerkschafterin Sachtje.

5,5 Prozent mehr Lohn

Die NGG fordert bei den heute startenden Tarifverhandlungen im Bäckerhandwerk ein Lohn-Plus von 5,5 Prozent für ein Jahr. „Für einen jungen Bäcker-Gesellen würde dies am Monatsende knapp 110 Euro mehr bedeuten“, so Sachtje.

Insgesamt arbeiten in Oberhausen rund 940 Beschäftigte im Backgewerbe – darunter mehr als 190 geringfügig Beschäftigte.

Walter Dohr teilt ihr Anliegen. „Discount-Bäcker verkaufen ihre Waren billiger, als sie ein gelernter Bäcker produzieren kann.“ Zudem würde sich die Situation des Bäckerhandwerkes weiter verschärfen. „Discounter wie Lidl oder Netto verkaufen nun in ihren Läden auch aufgebackene Brötchen.“

Doch über das Tarifrecht zu gehen, sei schwierig. „Die Discounter fallen in den Bereich des Einzelhandels.“ Darum sei das Bäckerhandwerk eher darauf bedacht, die Aufenthaltsqualität zu steigern und über die Ware zu punkten. So sollen etwa McDonalds Marktanteile bei den Außerhaus-Verkäufen weggenommen werden. „Da sind wir auf einem guten Weg.“