Oberhausen. . Die eigenständigen Betriebe haben es immer schwerer: steigende Rohstoffpreise, billige Konkurrenz.
Wenn man schon beim Wochenendeinkauf ist, dann wird auch gleich das Brot vom Supermarkt oder Discounter mitgenommen. Oder man geht zum Back-Shop, weil der ja so schön billig ist. Angesichts dieses Trends und vor dem Hintergrund steigender Lohn-, Energie- und Rohstoffkosten warnt der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks vor einem Bäckereisterben. Er befürchtet, dass in 6000 der bundesweit 14 000 selbstständigen Betriebe mittelfristig der Ofen ausgehen könnte. Da stellt sich die Frage: Ist diese Entwicklung aufzuhalten? Und wenn ja, wie?
„Wir müssen uns stärker aufstellen“, sagt Bäckermeister Stefan Agethen, Pressesprecher seiner Innung. Und er erklärt, was er darunter versteht: „Wir Handwerksbetriebe müssen Nischen finden, uns mehr spezialisieren, aber auch unsere Produktionsprozesse stetig optimieren.“ Allein in seinem Betrieb, zum dem 13 Fachgeschäfte zählen, habe er es mit alles in allem 7000 Rohstoffprodukten zu tun.
Lieber sicher auf einem Bein stehen
Kleineren Betrieben rät er, ihre Produktpalette zu reduzieren. „Eine Bäckerei muss nicht auch das Angebot einer Konditorei bieten.“ Mit zwei Mann in der Backstube könne man nicht eine Palette von 100 Produkten anbieten, jedenfalls nicht wirtschaftlich. „Besser ist es, sicher auf einem Bein zu stehen als unsicher auf vielen.“ Wie ein Betrieb sich ausrichte, das müsse aber natürlich jeder allein entscheiden. Vorschläge als Brötchen-, als Brotsortenspezialist oder vielleicht als Hochzeitskuchenbäckerei.
Den Druck, unter dem die Bäckereien aktuell stehen, machen folgende Zahlen deutlich: Laut Aussage des Zentralen Frischeeinkaufs der Bäko West sind die Preise für Milchprodukte um 15 bis 20 Prozent gestiegen. Seit Anfang des Jahres steigen auch die Preise für Eier und Eiprodukte (die stecken zum Beispiel in Stütchen, Stuten, Plunder oder Blätterteig drin). „Der aktuelle Stand liegt bei einer Teuerungsrate von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, so Agethen.
Es fehlen Nachfolger
In Oberhausen hat die Bäckerinnung noch zwölf Mitglieder. Die Mitgliedschaft ist allerdings nicht verpflichtend. Dennoch: „Vor zehn Jahren waren es noch 15“, sagt Frank Köster, Geschäftsführer der Bäckerinnung Rhein-Ruhr. Die Entwicklung habe verschiedene Ursachen. Zu ihnen zählen auch Übernahmeangebote und das Fehlen von Nachfolgern.